Wasserkrise der letzten Jahre verstärkt durch Behördenversagen und Missmanagement
Die Wasserkrise und die Situation der Staudämme, ein Problem, dass immer mehr Entscheidungsträger, Landwirte und Bürger betroffen hat, wurde durch die letzten Regenfälle in mehreren Regionen in Tunesien erheblich entschärft. Wie es zu der Krise kam und wie man sie bewältigen kann, war Gegenstand eines Interviews mit Raoudha Gafrej, einer Akademikerin und Expertin im Management von Wasserressourcen.
Sie erzählte dem Landwirtschaftsportal Flehetna, dass Tunesien zu den wasserarmen Ländern gehöre, und fügte hinzu, dass es in den letzten drei Jahren vor allem Dürreperioden und sinkende Niederschläge erlebt habe, die den Agrarsektor ernsthaft getroffen haben. „Dies hat zum Zusammenbruch der Reserven in Staudämmen geführt, daraus resultierten wiederholte Trinkwassersperrungen in allen Regionen und eine Knappheit des Bewässerungswassers, die die Landwirte zu illegalen Maßnahmen gezwungen habe“, sagte sie. Frau Gafrej zufolge führten diese Angelegenheiten zu dieser Krise, die durch das Missmanagement der Behörden verstärkt wurde.
„Vor der Revolution verpflichtete sich das Landwirtschaftsministerium, seine Prognosen festzulegen, um die Vorsichtsmaßnahmen für den Fall eines Wassermangels anzukündigen. Es wurden verschiedene Maßnahmen ergriffen, um den Verbrauch zu rationalisieren und Landwirte zu informieren, die ihre Ernten und Investitionen an die Situation anpassen mussten.
In den letzten Jahren haben sich die Dinge grundlegend geändert: Die Behörden haben ihre Rolle bei der Information und Rationalisierung aufgegeben und sind dadurch einigen neuen Phänomenen wie Anarchie, Verschwendung und Übernutzung seitens der Landwirte ausgesetzt, dazu kommen die Verschlechterung der immer älter werdenden und abgenutzten Ausrüstung, undichte Pipelines und das illegale Bohren von Brunnen und das unerlaubte Abpumpen von Grundwasser. Alle diese Faktoren hätten auf die eine oder andere Weise dazu beigetragen, dass sich Wasserverluste maximierten und die Situation kompliziert hätten „, erklärte die Expertin.
In Bezug auf die Bewässerungsflächen sagte Raoudha Gafrej, dass „die Regierung ihre Verpflichtungen für die Landwirte nicht erfüllt habe, die Wasserversorgung der öffentlichen Bewässerungssysteme zu gewährleisten, um die unkontrollierte Ausbeutung des Grundwasser durch das Bohren illegaler Bohrlöcher zu vermeiden, welche die Wasserressourcen negativ beeinflussen. Um diese verschiedenen Probleme anzugehen, müssen die Behörden die Gesetze strikt durchsetzen und gegen alle vorgehen, die unerlaubte Bohrungen durchführen oder illegal Wasser aus Wadis pumpen, um die Abwässer für die Landwirtschaft zu verwenden. Dies erfordere ein kollektives Bewusstsein und mehr Informationen sowie Sensibilisierung.
Nach der aktuellen Situation der Dämme befragt, betonte Frau Gafrej, dass „Tunesien dank des letzten Regens ein großes Wasservolumen in den Dämmen habe, was relativ gesehen eine beträchtliche Reserve für die kommende Zeit herstelle. Dies ist jedoch nach wie vor unzureichend, da die für das nächste Jahr aufzubewahrende Reservenmarge berücksichtigt werden müsse, um eventuelle Unannehmlichkeiten im Falle einer Dürre ausgleichen zu können.“ Sie fügte hinzu, dass es auch notwendig sei, die Menge des verdampfenden Wassers zu berücksichtigen und sich auch mit diesem Verdampfungsproblem bei den Staudämmen befasst werden müsse, wodurch man fast 20% der Ressourcen verliere.
In diesem Zusammenhang erwähnte die Expertin einen weiteren Faktor, der zum Missmanagement beim Wassers führt: „Die sehr bescheidene und verschlissene Infrastruktur verschlechtert sich weiter, was vor allem die Beteiligten vor sehr komplizierte Probleme stellt (SONEDE, landwirtschaftliche Entwicklungsgruppen der GDA, regionale Landwirtschaftskommissariate). „Mangelnde Ressourcen, mangelhafte Ausrüstung und das Fehlen regelmäßiger Sanierung verstärken die Verluste von Jahr zu Jahr. Diese Situation ist alarmierend und erfordert ein Eingreifen durch den Staat. Es ist ein dringender Aktionsplan erforderlich, um diese Defizite abzustellen, die zur Wasserkrise in Tunesien beigetragen haben“, sagte sie.
Abschließend sagte Raoudha Gafrej, dass „eine gute Regierungsführung des Wassersektors in Tunesien heute zu den Prioritäten zählen muss“. Sie fügte hinzu, dass es notwendig sei, die personellen, finanziellen und technologischen Ressourcen zu mobilisieren, die Rolle des Staates zu stärken, um das anarchische Verhalten zu beseitigen, dass zur Übernutzung und Verschwendung führe. Dazu gehöre auch die Modernisierung der Ausrüstung, um zur Lösung des Wasserproblems beizutragen, dass angesichts der aktuellen Herausforderungen einen neuen Ansatz und eine langfristige strategische Vision erfordere.
Titelbild: Symbolfoto Staudamm Sidi Saad, Kairouan
Quelle: flehetna.com