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Die numidischen Megalithen von Ellès zwischen den Gouvernoraten Kef und Siliana

Wenig bekannt in der Geschichte Tunesiens ist die der Numiden. Die Numider sind ehemalige Bewohner Tunesiens vor der Ankunft der Phönizier und Römer. Sie hinterließen in Ellès zwischen den Gouvernoraten Kef und Siliana (siehe Karte) Dutzende von Megalithen mit beeindruckenden Ausmaßen. Die Megalithen von Ellès sind bis zu 15 Meter lang.

Im allgemeinen Sprachgebrauch nennt man diese Art von Monumenten Dolmen. In der wissenschaftlichen Sprache werden sie Megalithen genannt. Diese Bezeichnung kommt aus dem Griechischen und bedeutet „große Steine“. Sie bestehen aus riesigen flachen Steinen, die ein Dach bilden, und ohne die Verwendung von Zement oder sonstigen Baustoffen von anderen großen Steinen gestützt werden, die die Wände bilden.

Ellès ist ein kleines Dorf im Westen Tunesiens zwischen Kef im gleichnamigen Gouvernorat und der archäologischen Stätte von Makthar im Gouvernorat Siliana. Der Ort  liegt tatsächlich im Herzen einer riesigen Totenstadt. Auf 8 Hektar befinden sich 71 Megalithgräber, von denen einige gut erhalten sind. Es waren kollektive Gräber, in denen viele Toten begraben wurden.

Die numidischen Megalithen von Ellès zwischen den Gouvernoraten Kef und Siliana - Bildquelle: tunisiatourism.info
Die numidischen Megalithen von Ellès zwischen den Gouvernoraten Kef und Siliana – Bildquelle: tunisiatourism.info

Diese Dolmen sind besonders aufwendig ausgeführt: Sie enthalten einen zentralen Korridor, der von sieben Leichenkammern umgeben ist, sowie Räume, in denen die Totenverehrung gefeiert wird. Jeder der Räume wurde mehrmals genutzt. Manchmal wurden Dutzende von Leichen nacheinander im selben Raum begraben. Die Toten wurden in die fötale Position gebracht, zusammen mit Keramikgegenständen, die sie im Jenseits begleiten sollten.

Die Bauzeit liegt um oder nach 2500 v. Chr. als die Insel Malta von ihren die Tempelkultur tragenden Bewohnern verlassen wurde. Ähnliche Bauweisen sind auch in Sizilien zu finden. Sie werden den Numidern oder ihnen verwandten Völkern zugeschrieben und entstanden bevor die Phönizier an der Küste Handelsniederlassungen errichteten.

Dieses außergewöhnliche Ensemble wurde 2016 von Tunesien zur Aufnahme in die UNESCO-Liste des Weltkulturerbes eingereicht, zusammen mit anderen vorrömischen Gräbern und Mausoleen, wie dem Numidischen Mausoleum von Dougga.

 

Die Numider – Vorfahren der Tunesier

In der Antike wurden die Berberstämme, die das nordöstliche Drittel des Maghreb bewohnten, Numider genannt. Zur Zeit von Karthago bildeten sie zwei große Königreiche, die dann vom großen König Massinissa mit der Hauptstadt Cirta (dem heutigen Constantine in Algerien) wieder vereint wurden. Das gesamte westliche Tunesien zeichnete sich durch ihre Präsenz aus.

Die Numider waren als hervorragende leichte Kavallerie bekannt, die sehr schnell und beweglich war, vor allem weil die Reiter außer einem Schild keine Rüstung trugen und die Pferde ohne Sattel und Zaumzeug ritten.

Durch den Aufstieg von Karthago wurden die Numider von den Küstengebieten abgedrängt. Im Zweiten Punischen Krieg waren numidische Söldner wichtige Verbündete in Hannibals Heer, bis Numidien schließlich zu Rom überwechselte. Bedeutende Schlachten, in denen die numidischen Reiter in diesem Krieg kämpften, schlossen die Schlacht von Cannae und die Schlacht von Zama ein.

Der Schriftsteller und Journalist Tahar Ayachi sagte, dass in den 1960er Jahren die Behörden der Region Ellès erkannten, dass die Bewohner in der archäologischen Stätte neben einer Gruppe von Dolmen Tiere opferten. Sie bauten ihnen ein modernes Schlachthaus. Die Bewohner nutzten jedoch weiterhin die alte Stätte.  In der Zwischenzeit hatten Archäologen an diesem Ort die Überreste von Tieren entdeckt, die in der Antike als Opfergabe an die Götter geopfert wurden. Ein Beweis dafür, dass sich die uralten Riten in die Mentalität der Bürger der Region durch die Jahrhunderte hindurch eingeprägt hatten.

Megalithbauten von Makthar - Von Pradigue - Eigenes Werk, CC BY 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=7711589
Megalithbauten von Makthar – Von Pradigue – Eigenes Werk, CC BY 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=7711589

In Tunesien existieren auch weitere Megalithen. Ein paar Dutzend Kilometer von Ellès entfernt befinden sich neben der wunderschönen archäologischen Stätte von Makthar noch ein Dutzend anderer Dolmen. Ein weiterer Besuch, den Sie in der Region nicht verpassen sollten!

Megalithgräber gibt es auch in den Regionen Bulla Regia, Dougga, Kesra, Zouakra, …..

Quelle(n): tunisiatourism.info, Wikipedia