Schengen: Was sich für Tunesier durch das neue europäische System EES ändern wird
Ab 12. Oktober 2025 wird das Einreise-/Ausreisesystem (Entry/Exit-System, EES) den traditionellen Stempel in Reisepässen ersetzen. Biometrie, automatische Berechnung der Aufenthaltsdauer und Betrugserkennung: Was sich für Tunesier ändern wird. Vorbei sind die Zeiten, in denen bei der Einreise in den Schengen-Raum Stempel von Hand in die Pässe gedrückt wurden. Jetzt wird digital registriert.
Die Europäische Union bereitet sich darauf vor, die Kontrolle ihrer Grenzen mit dem Einreise-/Ausreisesystem (EES) zu revolutionieren, dessen Einführung am 12. Oktober 2025 beginnen wird. Ein technologischer Wandel, der sich direkt auf Tausende von Tunesiern auswirken wird, die jedes Jahr nach Europa reisen, sei es als Touristen, Studenten oder Berufstätige.
Diese von der Europäischen Kommission angekündigte neue Grenzarchitektur zielt darauf ab, den Grenzübertritt zu modernisieren, sicherer zu machen und zu beschleunigen und gleichzeitig die irreguläre Einwanderung wirksamer zu bekämpfen. Für tunesische Staatsbürger, die der Visumpflicht unterliegen, wird sich das Reisen nicht grundlegend ändern, aber es wird an digitaler Nachverfolgbarkeit gewinnen.
Das EES-System gilt somit für alle Drittstaatsangehörigen, einschließlich tunesischer Staatsbürger, unabhängig davon, ob sie visumbefreit sind oder nicht, und zwar für Kurzaufenthalte (bis zu 90 Tage innerhalb eines Zeitraums von 180 Tagen).
Was sich konkret ändert…
Bei Ihrer nächsten Reise in ein Land des Schengen-Raums nach Inbetriebnahme des Systems gehört der berühmte Einreisestempel in Ihrem Reisepass, der von einem Grenzpolizisten angebracht wurde, der Vergangenheit an. Er wird durch eine vollständig digitale Registrierung ersetzt.
Bei Ihrer ersten Einreise scannt ein Beamter die Datenseite Ihres Reisepasses und erfasst Ihre biometrischen Daten: ein Foto Ihres Gesichts und die Fingerabdrücke Ihrer zehn Finger. Diese Informationen sowie das Datum und der Ort Ihrer Einreise werden verschlüsselt und in einer gesicherten europäischen Datenbank gespeichert.
Bei jedem weiteren Grenzübertritt überprüft das System automatisch diese Daten und berechnet in Echtzeit die Anzahl der Tage, die Sie von den maximal 90 Tagen, die Ihnen innerhalb eines Zeitraums von 180 Tagen zustehen, bereits verbraucht haben.
Die „wahren” Ziele Brüssels
Hinter dieser angeblichen Modernisierung verfolgt die EU konkrete Sicherheits- und Migrationsziele.
- Übermäßige Aufenthalte unterbinden: Das EES wird automatisch und fehlerfrei alle Personen identifizieren, die die zulässige Aufenthaltsdauer überschritten haben, was laut den europäischen Behörden ein wiederkehrendes Problem ist.
- Den Kampf gegen grenzüberschreitende Kriminalität verstärken: Das System wird es ermöglichen, Daten abzugleichen, um Dokumentenfälschungen und Identitätsdiebstahl aufzudecken und gemeldete Personen besser aufzuspüren.
- Beschleunigung der Kontrollen… auf lange Sicht: Nach einer Anpassungsphase verspricht die EU, dass „reguläre” Reisende dank Automatisierung (biometrische Tore, Selbstbedienungsterminals) schneller durchkommen und sich die Warteschlangen verkürzen werden.
Eine Einführung in mehreren Schritten
Der Übergang wird nicht von heute auf morgen erfolgen. Das System wird ab dem 12. Oktober 2025 schrittweise an allen Außengrenzen der EU (Flughäfen, Häfen, Landgrenzübergänge) in Kraft treten. Es ist eine sechsmonatige Einführungsphase vorgesehen, wobei die vollständige Umsetzung für den 10. April 2026 erwartet wird. Während dieser Phase könnten einige Grenzübergänge noch die alte Methode verwenden, bis das Personal geschult und die gesamte Ausrüstung installiert ist.
Tipps zur Vorbereitung
Reisende müssen keine Formalitäten erfüllen, um sich für dieses neue System anzumelden. Die erste Registrierung erfolgt direkt am ersten Grenzübergang ab dem Datum der Inbetriebnahme.
Es ist jedoch ratsam:
- Die Gültigkeit des Reisepasses zu überprüfen: Ein beschädigtes oder kurz vor dem Ablaufdatum stehendes Dokument könnte das Auslesen der Daten und damit den Prozess erschweren.
- Sich vor der Abreise zu informieren: Beachten Sie die Empfehlungen der Botschaften der Zielländer und der Fluggesellschaften, um über mögliche Änderungen der Verfahren an den Flughäfen informiert zu sein.
- Die Aufenthaltsdauer genau einhalten: Mit dem EES wird es technisch unmöglich sein, bei einer Überschreitung durch die Maschen des Netzes zu schlüpfen. Die Folgen (Einreiseverbot, Verweigerung künftiger Visa) könnten schwerwiegend sein.
Quelle: La Presse