Taphitis, Magen, Aspis, Clipea: Die Ursprünge des Namens Kelibia?
Der Name der Stadt und der Festung Kelibia auf dem Cap Bon hat eine weit zurückreichende griechische und lateinische Herkunft. Außerdem sollen den Ortsnamen Aspis und Clipea weitere libysche und punische Bezeichnungen vorausgegangen sein. Das Titelbild zeigt die Festung und den Festungshügel im Jahr 1955.
Die allmähliche Entwicklung des Ortsnamens Kélibia wird von zahlreichen Hypothesen genährt. Der heutige Name dieser Stadt am Cap Bon leitet sich offensichtlich von der lateinischen Form „Clipea“ ab. Somit erscheint Kelibia eindeutig als eine Weiterentwicklung von Clipea. Dies ist naheliegend, zumal der Klang sehr ähnlich ist. Clipea ist der lateinische Begriff für „Rundschild“ und erinnert vom Aussehen stark an den Hügel, auf dem sich die Zitadelle von Kélibia befindet. Nebenbei bemerkt: Clipea ist eine Pluralform, deren Singular Clupeus lautet. Was an sich schon eine zusätzliche Frage aufwirft: Warum die Schilde (Clipea) und nicht der Schild (Clupeus)? Ein Rätsel ohne Erklärung!
So wäre der Ortsname von der Geografie inspiriert worden und angesichts des Reliefs, das den Ankerplatz überragt, wäre der Begriff Clipea gewählt worden, um die Stadt zu benennen. Die Geschichte lehrt uns jedoch etwas anderes. Es gibt nämlich noch einen anderen antiken Ortsnamen, der die heutige Stadt Kelibia bezeichnet. Es handelt sich dabei um Aspis, den griechischen Namen der Stadt.
Aspis wurde von dem Geografen Strabon im dritten Jahrhundert v. Chr. während der berühmten Expedition des Agathokles verwendet. Der Begriff „Aspis“ hat ebenfalls die Bedeutung von Schild und bezeichnete die Schilde, die griechische Krieger benutzten. Es scheint daher, dass die Römer „Aspis“ einfach ins Lateinische übersetzten und sich für „Clipea“ entschieden. Wahrscheinlich wählten die Griechen den Begriff Aspis aufgrund der Geografie, indem sie sich auf den Berg bezogen, der den Ort überragt und an die runde Form der Schilde erinnert. Daher stellt sich eine Frage in ihrer ganzen Tragweite: Wie lautete der frühere Name von Kelibia? Gab es libysche oder punische Ortsnamen, obwohl die archäologischen Beweise für Besiedlungen vor den Griechen darauf hindeuten?
Der Historiker Mohamed Hassine Fantar schlägt in diesem Zusammenhang eine interessante Hypothese vor und kommt auf den libyschen Ortsnamen Taphitis zurück. Dieser wurde übrigens auch von Strabon verwendet, was seine Relevanz belegt. Fantars Hypothese zufolge könnte Taphitis durch die Streichung des „t“ zu Aspis führen, wie es bei mehreren Ortsnamen geschehen ist. Ein Übergang von Aphitis zu Aspis durch eine leichte Abwandlung ist somit im Bereich des Möglichen. Fantar verweist auch auf eine andere Hypothese, die den punischen Ortsnamen Magen vorschlägt, ein Wort, das in dieser semitischen Sprache „Schild“ bedeutet.
Demnach wäre der punische Name von Kelibia Magen gewesen und die Griechen hätten ihn übersetzt, um Aspis zu erhalten. Die Hellenisierung von Ortsnamen war übrigens eine Gewohnheit der Griechen, die auf diese Weise die Namen fremder Orte in ihre Sprache übertrugen. Sind wir durch die Übersetzungen von Magen zu Aspis und dann zu Clipea gelangt? Was ist die ursprüngliche Bedeutung von Taphitis? Diese spannenden Fragen zeigen, wie sehr die Toponymie und die Etymologie unser Wissen bereichern können.
Abschließend sollten wir einen Blick auf den Hügel mit dem Fort werfen, der das Bild von Kélibia prägt. Wussten Sie, dass die heutige Form der Festung noch auf die byzantinische Zeit zurückgeht? Als die Festung im 16. Jahrhundert von den Spaniern wieder aufgebaut wurde, geschah dies auf byzantinischen Fundamenten, die von den Osmanen weitergeführt wurden. Außerdem heißt es, dass Clipea eine der letzten byzantinischen Bastionen zur Zeit der arabischen Eroberung war. Die Geschichte hat übrigens die zarte Spur des Exodus der letzten Byzantiner aus Clupea in Richtung Pantelleria festgehalten, dem Kossyra der Antike, das bald zum arabischen Bent El Riyah werden sollte?
Titelbild: Festung Kelibia mit Hügel 1955 Profburp Übertragen aus fr.wikipedia nach Commons, Gemeinfrei
Quelle: webdo.tn