Die Ursprünge der deutsch-tunesischen Diplomatie
Um die ersten Spuren der deutsch-tunesischen Diplomatie zu finden, müssen wir bis ins Jahr 1834 zurückkehren, als Preußen in Tunis durch die Tulin, schwedische Kaufleute, die sich Mitte des achtzehnten Jahrhunderts in Tunis niedergelassen hatten, vertreten wurde. Gustave-Adolphe Tulin und sein Sohn Charles waren Konsuln des Vereinigten Königreichs, sowie von Schweden und Norwegen in Tunis.
Dennoch musste die Diplomatie bis 1866 warten, bis ein Gründungsvertrag zwischen Preußen und Tunesien geschlossen wurde. Dieser Vertrag folgte einem Besuch des Ministers Kheireddine im Sommer 1864 in Preußen, der das weitreichende Ziel hatte, den Handel und die Schifffahrt zu erleichtern. Dieser Gründungsvertrag wurde am 27. Juni 1866 unterzeichnet und von Preußen und dem Bey von Tunis ratifiziert. Er öffnete den Weg für die Ausarbeitung eines Handelsvertrages und auch der Ausweitung der Beziehungen zu den anderen Bundesländern. Es war Charles Tulin, der dieses von Sadok Bey besiegelte Dokument unterschrieb.
Es folgte am 18. Januar 1871 die Gründung des Konsulats des Norddeutschen Bundes in Tunis. Zum ersten Mal weht die deutsche Flagge in Tunesien über dem Generalkonsulat der Konföderation, mit Charles Tulin als Generalkonsul. Tatsächlich hatte ihn Berlin durch ein Briefpatent des Königs von Preußen in seiner Funktion als Präsident des Norddeutschen Bundes in Tunis bestätigt.
Das deutsche Konsular-Archiv ist im Besitz einer Korrespondenz von Tulin mit Bismarck, wo die Einweihungszeremonie beschrieben wird:
„Um zehn Uhr genau und bei herrlichem Wetter erhob sich die große und herrliche Flagge des Bundes feierlich und entfaltete sich in den Augen der Bevölkerung. In diesem Moment wurde die Militärmusik gehört, die Artillerie grüßte mit 21 Salutschüssen und die Flaggen aller ausländischen Forts und Konsulate wurden gleichzeitig gehisst.“
Tulin fährt mit seinem Bericht fort: „Auf Befehl des Bey von Tunis fand sich am Morgen vor dem Eingang des Konsulats und entlang seiner Mauern eine Ehrengarde von 200 Soldaten. Der Platz, auf dem sich das Konsulat befindet, und alle Straßen, die dorthin führen, waren voll mit Leuten aller Klassen“.
Für diese Zeremonie trug Tulin die Uniform des Generalkonsuls der Deutschen Konföderation und war von mehreren Würdenträgern umgeben, darunter Mustapha Khaznadar, der den tunesischen Herrscher neben General Kheireddine und mehreren anderen Ministern und Mitgliedern des Generalstabs vertrat sowie die Gouverneure der Regionen. Insgesamt gab es laut Tulins Zählung 200 Personen in Gala-Uniform.
Tulin unterstrich die „starke Sympathie“ der Bevölkerung für Deutschland und schließt seine Korrespondenz ab, indem er „scheinbar große Zufriedenheitszeichen“ in der Bevölkerung hervorhebt und die üblichen Begrüßungen übermittelt.
Chance auf Geschichte oder politische Geste, die Einweihung fand am 18. Januar 1871 statt, dem Gründungstag des Kaiserreiches Preußen, ein denkwürdiger Tag, an dem der König von Preußen zum Kaiser von Deutschland ausgerufen worden war.
An diesem Tag wurde in Tunesien zum ersten Mal die deutsche Flagge gehisst. Einige Monate später, am 24. Juni 1871, wird das Konsulat in den Rang eines Generalkonsulats des Kaiserreichs erhoben, und Charles Tulin wird Generalkonsul des Kaiserreichs unter einem neuen Patent, das der Kanzler des Kaiserreichs an Bey von Tunis gerichtet hatte.
Nachtrag: Von dem so stolz beschriebenen Konsulat an der Rue Zarkoun in der Medina von Tunis ist nicht mehr viel übrig. Nur noch ein Wappen mit Pfeilen hinter einem schmiedeeisernen Gitter über einem Tordurchgang ist für den aufmerksamen Betrachter zu sehen.
Quelle: webdo.tn
Bild & Nachtrag: webdo.tn