Quallenart Portugiesische Galeere vor Nabeul gesichtet (Update)
Die Nationalgarde zur See veröffentlichte am Samstag, den 27. März 2021, auf ihrer offiziellen Facebook-Seite eine Warnung vor der sehr gefährlichen Quallenart „Die Portugiesische Galeere“, auch bekannt als „Physalia“ oder „Seeblase“, die in Nabeul gesichtet wurde. Die Seewacht ruft Fischer, Segler, Sportler und Urlauber dazu auf, sehr wachsam zu sein, sich der Qualle nicht zu nähern und sofort die Behörden zu informieren, falls sie auf diese Art stoßen. Diese Quallenart enthält ein tödliches Gift in ihren Nesselkapseln, dass bei geschwächten Menschen oder Allergikern schnell zu Lähmung und Tod führen kann.
Update vom 2 April 2021: Nachdem das Nationale Institut für Wissenschaften und Technologien des Meeres die Existenz der Qualle „Physalia Physalis“ an der tunesischen Küste mehrfach dementiert hatte, warnte es heute vor ihr. Auch das Landwirtschaftsministerium hat vor wenigen Minuten eine Erklärung abgegeben, in der es die Existenz dieser Kreaturen an der tunesischen Küste, genauer gesagt an den Stränden von Sidi Bou Said und Amilcar (Karthago), bestätigt. Das Ministerium rief die Bürger auf, das Vorhandensein dieser hochgiftigen Art zu melden und es zu vermeiden, sie zu berühren oder sich ihr zu nähern, und wies darauf hin, dass ihre Tentakel bis zu 50 cm lang sein können.
Update vom 29 März 2021: Das Landwirtschaftsministerium gab am Montag, den 29 März bekannt, dass nach den Gerüchten über das Auftreten einer Qualle der Art Physalia physalis an den Stränden des Gouvernements Nabeul ein Team von Forschern des Nationalen Instituts für Wissenschaft und Technologie der Meere und Agenten der Nationalen Seewache am 28. und 29. März eine Felduntersuchung an den Stränden von Nabeul, Beni Khiar, Maamoura und Korba durchgeführt hat. Demnach hätten alle Fischer, Professionelle und Amateure angegeben, dass sie diese Art nicht gesehen haben. Die häufigsten Quallen, die an diesen Stränden gefunden werden, sind Velella velella (Segelqualle), Rhizostoma pulmo (Lungenqualle) und Pelagia noctiluca (Leuchtqualle), die den Meeresströmungen nicht entfliehen können und in den meisten Fällen an den Stränden landen.
Die Portugiesische Galeere ist eine typische Art von auf der Wasseroberfläche treibenden und mit dem Wind verdriftenden Organismen (Pleuston). Sie findet sich in erster Linie im Pazifik, aber auch vor den Kanaren und vor Portugal. Sie ist zudem in der Karibik verbreitet, etwa vor der Küste Kubas. In den vergangenen Jahren wurden immer wieder Exemplare im Mittelmeer gesichtet, die vom Kanal kommend in Richtung Osten treiben und 2019 vor den Baleareninseln Mallorca und Formentera aufgetaucht sind. Die Inselbewohner nennen diese Quallenart auch „Botella azul“ (dt. blaue Flasche). Auch vor dem Inselarchipel von Malta kam es ab 2018 zu Sichtungen.
Die Bezeichnung hat die „blaue Flasche“ durch ihre bläulich schimmernde bis 30 cm messende sackförmige Gasblase (Pneumatophore), die für den Auftrieb sorgt. Bei Gefahr kann das Tier die Gasblase, die mit einem Gemisch aus Sauerstoff und Kohlenmonoxid gefüllt ist, leeren und so innerhalb von Sekunden abtauchen. Zum Schutz vor dem Austrocknen wird das kammähnliche Segel nur bei Wind aufgerichtet. Aus diesem Grund schaukelt die Portugiesische Galeere während ihrer Drift immer wieder von rechts nach links, um sich feucht zu halten. Häufig driften die Tiere in Großverbänden von mehreren tausend Exemplaren, durch die zahlreichen blauen, weißen oder rotvioletten Tentakel, die bis zu 50 Meter lang sind, können die Tiere navigieren. Die zweite Art der Portugisiesiachen Galeere namens Physalia utriculus ist kleiner. Die Gasblase misst etwa 3 bis 15 cm, deren Tentakel können eine Länge von 10 m erreichen.
An den Tentakeln finden sich bis zu 1.000 Nesselzellen pro Zentimeter, die ein Giftgemisch aus verschiedenen Proteinen enthalten. Bei Menschen verursacht die Nesselung starke Schmerzen. Auf der Haut hinterlässt der Kontakt mit den Tentakeln rote Quaddeln, die an einen Peitschenhieb erinnern. Die Quaddeln verschwinden erst nach zwei oder drei Tagen, der Schmerz lässt nach rund einer Stunde nach. Das Gift kann jedoch auch die Lymphknoten erreichen, wo es noch größere Schmerzen verursacht. Ein gesunder Erwachsener übersteht „Verbrennungen“ durch die Qualle ohne Lebensgefahr. Bei geschwächten Menschen oder Allergikern besteht die Gefahr eines allergischen Schocks, der tödlich enden kann. Medizinische Ratgeber empfehlen, einen Arzt aufzusuchen, wenn der Schmerz sehr stark ist oder länger anhält, die Wunden sich verschlimmern, wenn Krankheitsgefühle oder Entzündungssymptome auftreten.
Vorsicht ist auch bei angespülten Quallen geboten. Abgerissene Tentakel enthalten immer noch Nesselzellen, die noch mehrere Tage lang aktiv und gefährlich sein können. Zudem sollten auf keinem Fall die Stiche mit Essig oder Süßwasser ausgewaschen werden, sondern mit Salzwasser, sowie die Überreste der Tentakel vorsichtig zu entfernen. Dabei sollten die Tentakel nicht berührt werden, weil sie weiter nesseln können. Heißes Wasser oder heißer Sand über 45 °C lässt die Eiweiße des Gifts zersetzen. Behandelt wird mit Zinkgluconat.
Titelbild: Portugiesische Galeere – Foto: Von Jannaraabe – Eigenes Werk, CC BY 3.0