Der Salzsee Chott El Djerid in Tunesien
Als Chott el Djerid wird das Sedimentbecken innerhalb einer Depression mit Salzsee im Süden Tunesiens bezeichnet. Der See selbst wird in der Regel allein als Chott el Djerid bezeichnet. Zusammen mit seinen Fortsetzungen Chott el Fedjadj im Osten und Chott el Gharsa im Westen bildet das Gebiet mit ca. 7.700 km2 (etwa 70 x 110 km) und einer West-Ost-Ausdehnung von ca. 200 km von der algerischen Grenze bis fast zum Mittelmeer das größte Salzbecken Nordafrikas. Der Chott El Djerid ist durch die Ramsar-Konvention der UNESCO geschützt.
Seinen Namen erhielt der Salzsee von der nördlich gelegenen Oasenregion Bled el Djerid (Land der Dattelpalmen). Die Hauptorte der Chott-Region sind die Oasenstädte und früheren Karawanenstationen Tozeur und Nefta im Norden sowie Kebili und Douz im Oasengebiet Nefzaoua im Südosten. Südlich des Chott el Djerid beginnt die Vollwüste mit dem östlichen Ausläufern des Östlichen Großen Erg.
Eine dammartige Piste zwischen Tozeur und Kebili, die in der französischen Kolonialzeit aufgeschüttet wurde, ist unpassierbar geworden. Aus diesem Grund wurde im Jahr 1979 wurde eine ganzjährig passierbare, asphaltierte Dammstraße angelegt. Neben der Straße kann man gelegentlich noch die ursprünglich in die Salzkruste gesteckten Palmwedel, an denen sich jahrhundertelang Wanderer, Kameltreiber und seit dem 20. Jahrhundert auch die Autofahrer orientierten, sehen.
Das Salzbecken Chott el Djerid soll nach aktuellen Forschungen der letzte Rest eines riesigen Sees in Tunesien sein, der von den Wissenschaftlern Chott Megalake genannt wird und an dessen Ufern Menschen und Tiere lebten. Das zeigen Funde von Menschen des Typs Homo sapiens und andere Tiere aus dem subsaharischen Afrika von vor 200.000 bis 10.000 Jahren. Dieser Megalake soll noch eine Verbindung zum Mittelmeer gehabt haben.
Ende des 19. Jahrhunderts gab es Pläne, den Chott el Djerid durch einen Kanal mit dem Meer zu verbinden und somit einen riesigen See zu erzeugen. Diesen Plan musste man aufgeben, da sich die Oberflächen des Chott el Djerid zur heutigen Zeit etwa 15 m und die des östlichen Chott el Fedjadj bis zu 25 m über dem Meeresspiegel liegen. Das gesamte Gebiet befindet sich in der Phase einer tektonischen Hebung von etwa 1 bis 3 mm pro Jahr. Der westliche Chott el Gharsa befindet sich allerdings unter dem Meeresspiegel. Die sich nach Algerien hinein erstreckende Depression vertieft sich in westlicher Richtung und senkt sich im dortigen Chott Melghir auf −26 m ab.
Gespeist wird der Chott El Djerid durch Wasserläufe aus den nördlichen Bergen, die herausgespülte Salze mit sich führen. Aufgrund der klimatischen Bedingungen mit Jahresniederschlägen von 100 Litern/m2 oder darunter, sowie Höchsttemperaturen von bis zu 50° C verdunstet das Wasser und die Salze kristallisieren zu einer trockenen Kruste, unter der sich tiefer Schlick befindet. Nach Regenfällen im Winter und Frühjahr werden große Teile des Chotts überflutet oder verschlammt; im Sommer trocknet das Chott fast völlig aus und wird zu einer Salztonebene. Es handelt sich weitgehend um feinlaminare Gipsschichten mit Tonmineraleinlagerungen. Diese Tonmineralablagerungen bilden die bekannten Sandrosen, die aus Tiefen von bis zu 50 m abgebaut werden. Vor allem im Sommer treten bei hochstehender Sonne Luftspiegelungen (Fata Morganas) auf.
Der Chott El Djerid ist aufgrund seiner vermeintlich festen Salzkruste tückisch, deshalb sollte man nicht von der Dammstraße abweichen, da die Kruste an manchen Stellen nur wenige Zentimeter dick ist. Aus dem 14. Jahrhundert ist hier das spurlose Verschwinden einer Karawane mit 1.000 Kamelen und ihren Treibern überliefert.
Beliebt ist das Gebiet auch in der Literatur und in Filmproduktionen. Karl May beschreibt in seinem ersten Band des Abenteuerromans „Durch die Wüste“ eindringlich die Gefahren beim Durchqueren des Chott el Djerid. Bei der Verfilmung seiner Romane in der 26-teiligen Serie mit dem Titel „Kara Ben Nemsi Effendi“ wurde unter anderen Orten in den Oasen Nefta und Tozeur gedreht. Der Chott el Djerid diente auch in den beiden Star-Wars-Trilogien (Episode 1–6) als Drehort. Auch bei dem Spielfilm „Der englische Patient“ wurde rund um den Salzsee gedreht.