Pistazie und Pistazienbaum (Pistacia vera) – Eine uralte Kulturpflanze
Der Pistazienbaum (Pistacia vera) oder vereinfacht Pistazie ist eine Pflanzenart innerhalb der Familie der Sumachgewächse (Anacardiaceae). Sie zählt zu einer der ältesten Kulturpflanzen des Mittelmeerraums. Zur Unterscheidung von den anderen Arten der Gattung Pistazien (Pistacia) wird sie genauer Echte Pistazie genannt und ihre Steinfrucht Pistazie. Sie ist die einzige essbare Art ihrer Gattung. In Tunesien werden Pistazien aufgrund der Wachstumsbedingungen der Pflanze überwiegend in höher gelegenen westlichen Gouvernoraten wie Gafsa und Kasserine angebaut.
Ausbreitung und Geschichte
Pistazien gehören zu den ältesten blühenden Kulturpflanzen und sind heimisch im Nahen Osten, von wo aus sie sich auf das gesamte Mittelmeergebiet ausbreiteten. Ein gezielter Anbau fand spätestens seit der Antike statt. Pistazien wurden schnell zu einer geschätzten Delikatesse unter Königen, Reisenden und einfachem Volk gleichermaßen. Die Legende besagt, dass die Königin von Saba die Pistazien zu einem ausschließlich königlichen Nahrungsmittel ernannte und es dem einfachen Volk verbot, sie für den persönlichen Verzehr anzubauen. Nebukadnezar, König von Babylon, ließ angeblich Pistazienbäume in seinen Gärten pflanzen. Im 1. Jahrhundert soll Kaiser Vitellius sie in seiner Hauptstadt Rom eingeführt haben.
Die Pistazie wurde als Färbemittel und Heilmittel für Beschwerden wie Zahnschmerzen bis hin zu Leberzirrhose verwendet. Der hohe Nährwertgehalt und die lange Haltbarkeit haben die Pistazie auch zu einem unverzichtbaren Reisegut unter frühen Forschungsreisenden und Händlern gemacht. Zusammen mit Mandeln wurden Pistazien von Reisenden auf der antiken Seidenstraße zwischen China und dem Westen mitgeführt.
Pflanzenmerkmale
Der Pistazienbaum erreicht ohne Kontrolle des Menschen Wuchshöhen von bis zu 12 Metern; die Bäume erreichen ein Alter von bis zu 300 Jahre. In Kulturen werden die Bäume durch Beschnitt aber deutlich kleiner gehalten. Die Wurzeln können sich bis in eine Tiefe von 15 Metern erstrecken, dadurch können auch Trockenperioden überbrückt werden. Gefahr droht nur von äußeren Einflüssen wie Starkwind oder Hagel. Die fleischigen, grün, gelblich-rötlichen Steinfrüchte sind oval und etwa 2 Zentimeter groß, der 1,2 bis 1,4 Zentimeter große Steinkern (Nuss) besitzt eine harte Schale, der essbare hellgrüne Pistaziensamen (die Keimblätter) ist von einer rosa oder bräunlichen Haut (Samenschale) umgeben.
Anbaugebiete
Das weltweit größte Anbaugebiet liegt im Iran um die Städte Kerman und Rafsandschan im Südosten des Landes. Das zweitgrößte Anbaugebiet liegt in Kalifornien im San Joaquin Valley. Drittgrößter Produzent ist die Türkei. Die berühmtesten türkischen Pistazien kommen aus Gaziantep. Der Anbau in den zentralasiatischen Ländern erfolgt vorwiegend für den Eigenbedarf. Anbaugebiete in Griechenland sind die Inseln Ägina und Euböa, Megara am saronischen Golf, Almyros bei Thessalien, Phthiotis und Böotien. In Syrien ist besonders die Region um Aleppo berühmt für ihre Pistazien.
2017 wurden laut der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation FAO weltweit etwa 1,1 Mio. Tonnen Pistazien geerntet, davon erntete der Iran alleine 51,6 % der Menge. In Tunesien werden Pistazien überwiegend in den Gouvernoraten Gafsa und Kasserine im Westen Tunesiens, meist für den heimischen Bedarf, angebaut.
Wachstum und Ernte
Pistazienbäume können jahrhundertelang Früchte tragen, dabei wechseln sich ertragsarme und sogenannte Mastjahre ab. Die Frucht entwickelt sich am Baum normalerweise im Laufe des Monats Juli, die Reife und die Ernte erfolgen im August. In Mastjahren sind die Wetterbedingungen für die Ausbildung der Früchte von entscheidender Bedeutung. Pistazienbäume benötigen ungefähr 1.000 Stunden bei kühlen Temperaturen um 7° C oder niedriger, um die Knospenruhe zu brechen (Kühlebedürfnis), was für eine gute Ernte notwendig ist. Ein milder Winter oder starke Regenfälle während der Bestäubung können den Ertrag reduzieren. Aus diesem Grund befinden sich in Tunesien die Plantagen in den höher gelegenen westlichen Teilen des Landes, in dem die Winter recht kühl werden können und somit das Kühlebedürfnis der Bäume erfüllt werden kann.
Gesundheit, Nähr- und Mineralstoffe
Pistazien und Nüsse gelten in traditionellen Heilsystemen wie Ayurveda und der traditionellen chinesischen Medizin als mild wärmende, magenfreundliche Speisen. In der wissenschaftlichen Medizin gibt es für sie keine regelmäßige Verwendung.
100 g Pistazien ohne Schalen enthalten:
Energie: 2.428 kJ (518 kcal), Eiweiß: 18 g, Kohlenhydrate: 12 g, Fett: 52 g, Ballaststoffe: 10,6 g
100 g Pistazien ohne Schalen enthalten an Mineralstoffen und Vitaminen durchschnittlich:
Natrium: 5 mg, Kalium: 1.020 mg, Calcium: 135 mg, Magnesium: 160 mg, Phosphor: 500 mg, Eisen: 7,5 mg, Zink: 1,4 mg, β-Carotin: 150 µg, Vitamin E: 5,2 mg, Vitamin B1: 0,69 mg, Vitamin B2: 0,20 mg, Vitamin B6: 0,25 mg Folsäure: 60 µg, Vitamin C: 7 mg
Die Weltnaturschutzunion IUCN führt den Pistazienbaum in der Roten Liste gefährdeter Arten als potenziell gefährdet. Als Gründe für die Gefährdung führt sie Überweidung und übermäßige Fruchtnutzung an.
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