Tunesien: Ministerrat bestätigt das Programm zur Reform der Tunisair
Der Ministerrat hat am Montag, den 20. Mai 2019 das Programm zur Umstrukturierung der tunesischen Fluggesellschaft Tunisair, das seit fast zwei Jahren angekündigt war, genehmigt. Es sieht den sozialverträglichen Abbau von 1.200 Stellen in den nächsten drei Jahren sowie Investitionen in die Erneuerung der Flotte vor.
Im Angesicht der Schulden, wesentlichen Mängeln und Verzögerungen bei der Tunisair hat der tunesische Ministerrat am Montag, den 20. Mai, das seit August 2018 angekündigte Reformprogramm der nationalen Fluggesellschaft unter Ausschluss jeglicher Privatisierung des Unternehmens genehmigt. Verkehrsminister Hichem Ben Ahmed, sagte am Dienstag, den 21. Mai über Radio Express FM, dass das Umstrukturierungsprogramm über einen Zeitraum von fünf Jahre laufen würde.
Auf sozialer Ebene sieht das Programm vor, dass „mit Zustimmung der Gewerkschaft UGTT in den nächsten drei Jahren 1.200 Mitarbeiter die Gesellschaft Tunisair verlassen würden. Entlassungen waren schon seit fast zwei Jahren geplant, wurden aber aus Mangel an finanzieller Unterstützung seitens der Regierung ausgesetzt. Dieser Personalabbau entspricht einer Quote von 15% der 7.800 Mitarbeiter des Unternehmens. Ziel ist es, die kumulierten Verluste des Unternehmens, die sich 2017 auf 500 Millionen Dinar beliefen, zu reduzieren. Dies waren nach Angaben von Tunisair durch massive Einstellungen zwischen 2011 und 2012, insbesondere aufgrund von Wiedereinstellungen im Catering- und Abfertigungsbereich innerhalb des Unternehmens massiv aus dem Ruder gelaufen.
Kosten der Restrukturierung werden auf 1,3 Milliarden Dinar (375 Millionen Euro) geschätzt
Am selben Morgen sagte Ilyes Mnakbi, CEO von Tunisair via Shems FM Radio, dass die Reform des Unternehmens Investitionen in Höhe von 1,3 Milliarden Dinar (375 Millionen Euro) erfordern würde – ein Betrag, den der Staat momentan nicht in der Lage sei, ihn zu beschaffen. Er sagte jedoch, dass 170 Millionen Dinar von der Gesellschaft entblockiert werde, um die 400 Angestellten zu entschädigen, die die Tunisair jedes Jahr innerhalb der nächsten drei Jahre verlassen müssten. „Tunisair wird sich bis zum 62. Lebensjahr um ihre Sozialleistungen kümmern. Die betroffenen Angestellten würden vom Unternehmen ausgewählt“, sagte der CEO.
Kurzfristig sieht das Regierungsprogramm vor, dass der Staat in den kommenden Wochen für 50 Millionen Dinar für die Tunisair bürgt, damit die Gesellachaft ihre Flugzeuge reparieren kann, um weitere Verzögerungen zu vermeiden, sagte der Verkehrsminister. Es werde auch ein Zuschuss an die Tunisair gezahlt, um für die nächste Sommersaison zwei Flugzeuge zu leasen (zusätzlich zu den dreißig Fluggeräten, die aktuell fliegen). Laut des CEO von Tunisair könnte auch ein kostengünstiges Subunternehmen für die Gebiete Djerba und Monastir gegründet werden.
Pünktlichkeit nur noch bei 32%
Nach dem Einfrieren der Einstellungen im Jahr 2015 wurden viele soziale Unruhen innerhalb des Unternehmens beobachtet. Die letzten Probleme gab es im April 2019, als das Bodenpersonal für 24 Stunden in den Streik trat, um die Einstellung zusätzlicher Saisonarbeiter zu verlangen, um dem Personalmangel zu begegnen. Im letzten Aktivitätsbericht beobachtete das Unternehmen eine allgemeine Erholung des Wachstums (+ 1,2% im April 2019 gegenüber April 2018), aber der Bericht sagte auch, dass die Pünktlichkeit im April 2019 auf nur 32% zurück ging, verglichen mit 41% im Jahr 2018.
Quelle: Jeune Afrique