Reisewarnung für Drittstaaten: Auswärtiges Amt macht es sich zu leicht
Die Reisewarnung ist für Staaten außerhalb Europas bis zum 31. August verlängert worden. Das ist aus Sicht des Deutschen Reiseverbandes (DRV) nicht verhältnismäßig, weil es rund 160 Staaten über einen Kamm schert. Ein differenzierterer Ansatz tut dringend Not, um die wirtschaftliche Erholung und die Wiederaufnahme von Handel und Tourismus nicht zu gefährden, zumal etliche Destinationen wie Tunesien oder die Seychellen deutlich niedrigere Neuerkrankungsfälle als Deutschland vorweisen können.
„Das Auswärtige Amt macht es sich mit der weltweiten Reisewarnung zu leicht. Die Pandemie klingt in sehr vielen Ländern der Welt ab. Entsprechend stellt sich das Infektionsgeschehen in den rund 160 Ländern, auf die sich die Reisewarnung bezieht, sehr unterschiedlich dar. Man soll und kann sie daher nicht alle über einen Kamm scheren“, sagt DRV-Präsident Norbert Fiebig. So hätten viele Destinationen nachweislich weniger Infizierte als Deutschland. Während sich am 9. Juni in Deutschland rechnerisch 0,42 Menschen pro 100.000 Einwohner mit dem neuartigen Coronavirus angesteckt hätten, gab es in Tunesien und auf den Seychellen keine neuen Infektionen, in Thailand 0,003 und auf Kuba 0,08 Menschen, rechnet der DRV unter Verweis auf Zahlen der Weltgesundheitsorganisation vor. „Sie setzen belastbare Hygiene- und Sicherheitsprotokolle um, um die Gesundheit der Urlauber nicht zu gefährden. Das gilt auch für Kreuzfahrten, die Sicherheitskonzepte auf höchstem Niveau implementieren“, erklärt Norbert Fiebig.
„Ich erwarte vom Auswärtigen Amt, dass es nun schnellstmöglich differenzierte Reisehinweise vorlegt, welche die Gefährdungslage in den Ländern dieser Welt darlegt. Dazu müssen objektive Maßstäbe angelegt werden wie etwa die Anzahl der aktiv Infizierten und der tatsächliche Zustand des Gesundheitssystems“, so der DRV-Präsident weiter. Der Deutsche Reiseverband hat diese Anliegen bereits in Gesprächen mit dem Außenminister vorgebracht und steht auch weiterhin jederzeit für Gespräche zur Verfügung.
Der Branchenverband nimmt die Begründung zur Kenntnis, das Auswärtige Amt wolle keine zweite Rückholaktion. „Im Fall der Fälle sorgen die deutschen Reiseveranstalter wie bisher auch dafür, dass die Gäste – sofern notwendig – vorzeitig und sicher nach Hause kommen. Die Rückholgarantie ist bei uns also inklusive – übrigens ohne Mehrkosten“ fasst Norbert Fiebig die Vorteile der Pauschalreise zusammen.
Mit der weltweiten Reisewarnung konterkariere das deutsche Außenministerium den Wunsch der EU-Innenminister, bereits ab Juli wieder Bürger aus EU-Drittstaaten einreisen zu lassen. Wenn nun zur gleichen Zeit deutsche Urlauber daran gehindert werden, ihrerseits liebgewonnene Urlaubsregionen zu besuchen, dann werfe das Fragen auf, so der Reiseverband.
Die Tourismusorganisation der Vereinten Nationen (UNWTO) hat mehrfach darauf hingewiesen, welch großes Potential der Tourismus hat, weltweit die Wirtschaft wieder anzukurbeln und zur wirtschaftlichen Erholung beizutragen. Dieses Potential wird nicht einmal ansatzweise genutzt, wenn die weltweite Reisewarnung bestehen und dadurch auch der Flugverkehr größtenteils am Boden bleibt.
Quelle & Titelbild: DRV Presse