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Demografie: Heiraten und Geburten im freien Fall

Demografie: Zwischen rückläufigen Heirats- und Geburtenzahlen, steigender Sterblichkeit und massiver Abwanderung ist die Bevölkerung laut den neuesten Zahlen des Nationalen Instituts für Statistik im Jahr 2025 erstmals um 4.000 Einwohner zurückgegangen. Fethi Jelassi warnt in seinem Facebook-Post vor einem alarmierenden Bevölkerungsrückgang.

Er bezeichnet die Tunesier als „vom Aussterben bedrohte Rasse”, ein provokanter Begriff, der konkrete statistische Trends verdeutlicht. Diese auf aktuellen Daten basierenden Prognosen bestätigen eine historische Umkehrung des Bevölkerungswachstums in Tunesien.

Betrachtet man die wichtigsten demografischen Trends (über einen Zeitraum von zehn Jahren), so zeigen die Zahlen einen Einbruch der wichtigsten Indikatoren. So ist beispielsweise bei den Eheschließungen ein Rückgang um die Hälfte zu verzeichnen. Gleiches gilt für die Geburten.
Das natürliche Bevölkerungswachstum ist auf nur 38.000 Personen begrenzt.

Laut Fethi Jelassi wird die tunesische Bevölkerung im Jahr 2025 zum ersten Mal um 4.000 Einwohner zurückgehen, gegenüber einem Anstieg von 168.000 im Jahr 2014. Er erklärt in diesem Zusammenhang: „Ein deutlicher Rückgang der Eheschließungen und Geburten in Verbindung mit einer steigenden Sterblichkeit und einer zunehmenden Nettoabwanderung führt zu einem beispiellosen Bevölkerungsrückgang. Das starke Wachstum von 2014 weicht einer Quasi-Stagnation im Jahr 2024 und einem tatsächlichen Rückgang ab 2025.“

Eines ist sicher: Nach den Zahlen des INS steht Tunesien vor einem historischen demografischen Wandel. Bei der letzten Volkszählung, deren Ergebnisse den Zeitraum 2014-2024 beleuchten, ist eine beispiellose Alterung und eine brutale Verlangsamung des natürlichen Wachstums zu beobachten. Das Land tritt in eine neue demografische Ära ein.

Es muss eingeräumt werden, dass das Bevölkerungswachstum zum ersten Mal seit der Unabhängigkeit unter die symbolische Marke von 1% gefallen ist. Die durchschnittliche jährliche Wachstumsrate lag in den vorhergehenden zehn Jahren bei 0,87%, gegenüber 1,03% zwischen 2004 und 2014. Damit ist der Rückgang so stark wie nie zuvor. Insgesamt zählt Tunesien nun 11.972.169 Einwohner, was einem Zuwachs von weniger als einer Million Menschen in zehn Jahren entspricht.

Dieser Rückgang lässt sich durch einen Schereneffekt erklären: Auf der einen Seite steht ein kontinuierlicher Rückgang der Geburten, der 2015 einsetzte und durch die COVID-19-Pandemie noch verstärkt wurde (-21.707 Geburten zwischen 2019 und 2020). Auf der anderen Seite steht eine außergewöhnlich hohe Sterblichkeit im Zusammenhang mit der Gesundheitskrise, mit mehr als 27.000 zusätzlichen Todesfällen im Jahr 2021 im Vergleich zu 2019.

Auch das Thema Alterung spielt eine wichtige Rolle. Tatsächlich zeigt die Struktur der Alterspyramide einen tiefgreifenden Wandel. Die Hälfte der Tunesier waren junge Menschen unter 20 Jahren, deren Anteil auf 30,4% gesunken ist. Die Bevölkerung über 60 Jahren hat sich seit der Unabhängigkeit verdreifacht und wird 2024 17% erreichen.

Die Abhängigkeitsindikatoren schießen in die Höhe: Der Alterungsindex ist von 49% im Jahr 2014 auf 74% im Jahr 2024 gestiegen. Dieses Phänomen wird durch die steigende Lebenserwartung unterstützt, die bei Frauen 79,3 Jahre und bei Männern 74,7 Jahre beträgt.

Späte Heirat und weibliche Dominanz
Auch wenn Frauen demografisch die Oberhand gewinnen, hindert dies die Tunesier nicht daran, den Schritt in die Ehe immer weiter hinauszuschieben. Dadurch steigt das durchschnittliche Heiratsalter bei Männern auf 35,3 Jahre (gegenüber 33 Jahren im Jahr 2014) und bleibt bei Frauen stabil bei 28,9 Jahren, wodurch sich die Differenz auf 6,4 Jahre pro Paar vergrößert.

Dieser Rückgang der Eheschließungen ist Teil eines beispiellosen demografischen Wandels. Insgesamt leben in Tunesien mittlerweile 50,7% Frauen, wobei Frauen bereits ab einem Alter von 21 Jahren in der Überzahl sind.

Quelle (Demografie: Heiraten und Geburten im freien Fall): Economiste Maghrebin