22. Juni 2025
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Inlandstourismus im Sommer: Auswüchse im Hotelgewerbe und exorbitante Preise

Inlandstourismus: Mit den bevorstehenden Sommerferien wächst bei vielen tunesischen Familien die Sorge, dass sie sich die einfachen Freuden eines Urlaubs am Meer oder anderswo nicht mehr leisten können. Angesichts ständig steigender Hotelpreise, unerschwinglicher Saisonmieten und allgemeinen wirtschaftlichen Drucks wird Urlaub für die Mittelschicht zu einem immer unerreichbareren Luxus.

Diese besorgniserregende Situation wurde kürzlich von der Vizepräsidentin der Verbraucherorganisation (ODC) angesprochen, die Alarm schlägt angesichts der Auswüchse des Tourismusmarktes. Ihren Beobachtungen zufolge erreichen die Preise der lokalen Hotels ein Niveau, das vor allem angesichts der aktuellen Wirtschaftslage, die durch einen anhaltenden Kaufkraftverlust gekennzeichnet ist, kaum zu rechtfertigen ist.

Eine der auffälligsten Feststellungen des ODC ist die erhebliche Diskrepanz zwischen den Angeboten für Ausländer und denen für tunesische Staatsbürger. Während Besucher aus dem Ausland von attraktiven und subventionierten Pauschalangeboten profitieren, die Unterkunft, Verpflegung und Transport zu wettbewerbsfähigen Preisen umfassen, müssen einheimische Familien mit deutlich höheren Preisen rechnen – und das ohne Rabatte.

Dieses Ungleichgewicht lässt sich teilweise durch eine auf den internationalen Tourismus ausgerichtete Handelspolitik erklären, der historisch gesehen als vorrangiger wirtschaftlicher Hebel angesehen wird. Angesichts stagnierender oder rückläufiger Buchungen aus dem Ausland wenden sich die Akteure der Branche jedoch zunehmend der einheimischen Kundschaft zu, um die Verluste auszugleichen… und wenden dabei weiterhin Preise an, die ursprünglich für finanzkräftigere Märkte gedacht waren.

Das Ergebnis: Eine tunesische Familie, die eine Woche in einem Strandhotel verbringen möchte, muss oft einen Betrag bezahlen, der mehreren Monatsgehältern entspricht, was viele Haushalte dazu zwingt, ihre Sommerpläne zu überdenken oder sogar ganz zu streichen.

Saisonale Unterkünfte und privatisierte Strände: die andere Seite des Problems
Parallel zu den Preisen im Hotelgewerbe folgen auch die Mieten für Ferienwohnungen und -häuser einer ähnlichen Kurve. In den sehr gefragten Küstengebieten – insbesondere an den Stränden des tunesischen Sahel, von Bizerté oder Djerba – explodieren die saisonalen Mieten für den Inlandstourismus bereits in den ersten Sommertagen. Eine bescheidene Unterkunft kann exorbitante Preise erreichen, manchmal bei mittelmäßiger Qualität und ohne Garantien.

Zu diesem wirtschaftlichen Druck kommt ein zunehmend kritisiertes Phänomen hinzu: die kommerzielle Ausbeutung der Küste durch private Betreiber oder Einzelpersonen, die ohne klare Genehmigung Liegestühle, Sonnenschirme und Imbissstände an öffentlichen Stränden aufstellen und diese damit für Familien mit geringem Einkommen teilweise oder ganz unzugänglich machen. Um ein paar Quadratmeter Sand unter die Füße zu bekommen, ist der Verbraucher oft gezwungen, immer wieder zu zahlen.
Diese schrittweise Aushöhlung des Gemeinschaftsraums trägt zu einer Form der indirekten Ausgrenzung bei, bei der Urlaub zu einem Luxusprodukt wird, anstatt ein soziales Recht zu bleiben. Dieses Phänomen des Inlandstourismus, das seit mehreren Saisons angeprangert wird, verschärft sich und schadet dem Gedanken eines fairen und inklusiven Tourismus zutiefst.

Verschuldung: Ein alltäglicher Weg, um in den Urlaub zu fahren
Angesichts dieser Realität zögern immer mehr tunesische Familien nicht mehr, Verbraucherkredite aufzunehmen, um ihren Urlaub zu finanzieren. Diese Maßnahme, die früher selten war und nur in Ausnahmefällen zum Einsatz kam, wird heute immer alltäglicher. Feste, Schulanfang, Hochzeiten und nun auch Urlaub: Jeder Moment im Leben wird zu einer zusätzlichen Belastung für Haushalte, die ohnehin schon unter permanenter finanzieller Belastung stehen.
Diese Flucht nach vorn durch Verschuldung verschärft die prekäre Lage vieler Familien, die zwischen dem legitimen Bedürfnis nach Erholung und Freizeit und den Zwängen eines wenig regulierten Tourismusmarktes gefangen sind. Der Wunsch, für ein paar Tage „auf andere Gedanken zu kommen”, wird so zu einer schmerzhaften Abwägung oder sogar zu einem Verzicht.

Forderung nach einer inklusiveren Politik für den Inlandstourismus
Angesichts dieser besorgniserregenden Lage fordert die Verbraucherorganisation die Behörden auf, konkrete Maßnahmen zu ergreifen, um das Recht der tunesischen Bürger auf Urlaub zu wahren. Sie plädiert insbesondere für eine strengere Preisregulierung, eine Einschränkung missbräuchlicher Geschäftspraktiken an den Stränden und die Einführung von Programmen zur Förderung des lokalen Tourismus.

Öffentliche Initiativen könnten beispielsweise Familienaufenthalte subventionieren oder Hoteliers unterstützen, die einen Teil ihrer Kapazitäten zu Preisen reservieren, die dem Durchschnittseinkommen der Tunesier entsprechen. Es wäre auch notwendig, die Kontrollen von Saisonvermietungen zu verstärken und den freien Zugang zu öffentlichen Stränden zu gewährleisten.

Urlaub sollte kein Privileg sein, das nur einer Minderheit vorbehalten ist. Er ist eine Zeit der Erholung, des Zusammenseins mit der Familie und des Wohlbefindens. Heute beraubt der Preisanstieg im Tourismussektor einen großen Teil der Bevölkerung dieses lang ersehnten Moments im Jahr. Angesichts dieser stillschweigenden Ungerechtigkeit ist es dringend erforderlich, dass der Staat seine Rolle als Regulierer und Garant des Rechts auf Urlaub für alle bekräftigt.

Titelbild: Symbolfoto

Dieser Artikel ist zuerst in französischer Sprache bei Le Temps erschienen.