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Echter Jasmin (Jasminum officinale) – Nationalblume Tunesiens

Jasmin (Jasminum officinale), auch weißer, echter oder gewöhnlicher Jasmin genannt, ist eine Kletterpflanzenart aus der Familie der Ölbaumgewächse (Oleaceae), die wegen ihrer den ganzen Sommer über andauernden Blüte und ihres herrlichen Duftes geschätzt wird. Diese Jasminart ist recht widerstandsfähig und kann auch im Garten oder in Töpfen auf der Terrasse oder dem Balkon kultiviert werden. Der echte Jasmin gilt als Nationalblume Tunesiens.

Eine Kletterpflanze mit betörendem Duft
Wenn es eine himmlisch duftende Pflanze gibt, dann ist es der Jasmin (Jasminum officinale), dessen kleine weiße Blüten sehr häufig in der Parfümerie verwendet werden. Seine sommergrünen oder halbimmergrünen Blätter sind fein und leicht.
Jasmin ist eine mehrjährige Strauchliane, die wie eine Kletterpflanze kultiviert werden kann, sofern sie spaliert wird. Im Garten, in voller Erde, verkleidet er elegant Ihre Mauern, Pergolen, Spaliere und alten Baumstämme: Er kann dann eine Höhe von 0,5 bis 4,5 Metern, unter günstigen Bedingungen auch bis 10 Metern erreichen. Die Pflanze kann auch in Töpfen oder Blumenkästen auf der Terrasse oder dem Balkon gepflanzt werden. Es gibt sehr viele verschiedene Arten von Jasmin, aber der Weiße Jasmin ist eine der robustesten, häufigsten und am leichtesten zu pflegenden Arten.
Die gestielten Laubblätter stehen gegenständig und sind aus fünf bis sieben (neun) Blättchen zusammengesetzt. Die kurz gestielten bis sitzenden, ganzrandigen, eiförmigen bis elliptischen, fast kahlen Blättchen sind spitz bis zugespitzt oder stumpf und 1 bis 6,5 Zentimeter lang.

Anpflanzung und Vermehrung
Wenn Sie einen Jasmin erwerben möchten, ist es am einfachsten, einen Setzling zu kaufen und ihn im Frühjahr vor Beginn der Blütezeit in die Erde zu setzen. Jasmin lässt sich auch durch Stecklinge von den Stängeln oder durch Markotage (Stecklinge von Kletterpflanzen) vermehren. Die Aussaat wird seltener praktiziert und die Ergebnisse sind unberechenbarer. Wenn Sie jedoch das Glück haben, Samen des Echten Jasmins zu finden, säen Sie diese im September oder Oktober in eine leichte Anzuchterde aus und pflanzen Sie die jungen Sämlinge dann ein.

Pflege
Gießen und Düngen: Das Substrat muss feucht gehalten werden, wobei Überwässerung zu vermeiden ist, die der Jasmin nicht gut verträgt. Gießen Sie daher während der Blütezeit regelmäßig und düngen Sie alle 14 Tage mit einem Blühpflanzendünger. Im Herbst und Winter genügt wöchentliches Gießen und die Düngung sollte eingestellt werden. Bei Topfpflanzen erfolgt das Umtopfen nach der Blüte.
Schnitt: Schneiden Sie zu lang gewordene Zweige nach der Blüte oder im zeitigen Frühjahr zurück. Sie können gut ein Drittel der Stängel entfernen, was der Pflanze hilft, sich zu vergrößern.
Überwinterung: Der Echte Jasmin ist eine aufgrund seiner ursprünglichen Herkunft (Himalaya, China) recht winterharte Pflanze, die Fröste bis -12°C vertragen kann. Wenn Sie in einer Region mit strengen Wintern leben, kann ein Überwinterungsvlies und Mulchen des Bodens hilfreich sein.

Vermutete Herkunft des Jasminus officinale
Vermutete Herkunft des Jasminus officinale

Herkunft und Verbreitung
Die Kultivierung von Jasminum officinale ist so alt, dass sein Herkunftsland, obwohl es irgendwo in Zentralasien liegt, nicht sicher ist. Als natürliches Verbreitungsgebiet des Echten Jasmins werden der Kaukasus, der nördliche Iran, Afghanistan, Pakistan, der Himalaya, Tadschikistan, Indien, Nepal und das westliche China (Guizhou, Sichuan, Xizang (Tibet), Yunnan) in Höhen von 1800 bis 4.000 Metern vermutet. In alten chinesischen Schriften aus dem dritten Jahrhundert n. Chr. werden Jasminen als „fremde“ Pflanzen aufgeführt, chinesische Texte aus dem neunten Jahrhundert besagen, dass Jasmin officinale aus Byzanz stammen soll. Ihr chinesischer Name, Yeh-hsi-ming, ist eine Version des persischen und arabischen Namens.
Die Art wurde auch vielerorts kultiviert und ist in Spanien, Frankreich, Italien, Portugal, Rumänien, Kroatien, Bosnien und Herzegowina, Montenegro, Serbien, Tunesien, Algerien, Florida und den Westindischen Inseln eingebürgert.

In die europäischen Gärten gelangte die Pflanze höchstwahrscheinlich über die arabisch-normannische Kultur Siziliens, aber, wie der Gartenhistoriker John Harvey sagte, ist über das kulturelle Leben im vornormannischen Sizilien historisch und archäologisch erstaunlich wenig bekannt“. In der Mitte des 14. Jahrhunderts beschreibt der florentinische Schriftsteller Boccaccio in seinem Dekameron einen ummauerten Garten, in dem „die Seiten der Gassen gleichsam mit weißen und roten Rosen und Jasmin ummauert waren, so dass es keinen Teil des Gartens gab, in dem man nicht nur am Morgen, sondern auch am Mittag im dankbaren Schatten spazieren gehen konnte“. Jasminwasser kommt auch in der Geschichte von Salabaetto im Dekameron vor. Jasminum officinale, „aus der Hausapotheke“, wo Parfüms destilliert wurden, wurde so gründlich eingebürgert, dass Linnaeus glaubte, er sei in der Schweiz heimisch. Als Gartenpflanze in London ist er in William Turners Names of Herbes, 1548, zu sehen. Doppelte Formen, wie bei vielen Blumen, wurden im 16. und 17. Jahrhundert geschätzt.

Gebundene Jasminsträuße aus Tunesien - Bild: Monika Ludwig
Gebundene Jasminsträuße aus Tunesien – Bild: Monika Ludwig

Verwendung
Der Jasmin wird aufgrund seiner dekorativen und duftenden Blüten als Zierstrauch kultiviert. Das ätherische Öl, welches mittels Lösungsmittel als Absolue gewonnen wird, verwendet man in der Aromatherapie, zur Parfümherstellung und als Aromastoff beispielsweise für Jasmintee oder Maraschinokirschen. Im Orient und in China werden schon seit Jahrtausenden duftende Öle aus den Blüten des Jasmin gewonnen, was sich auch in seinem persischen Namen ausdrückt (jāsamin oder jāsaman), der als Lehnwort auch im Arabischen verwendet wird.

In Tunesien werden kleine Sträuße aus Jasminblüten gebunden, die dann hinter dem Ohr getragen, in heißen Sommernächten einen angenehmen Duft verbreiten und auch gerne in den touristischen Gebieten und Hotels verkauft werden.

Für den Garten wurden zahlreiche Kultursorten entwickelt, oft mit buntem Blattwerk. Die Sorte ‚Argenteovariegatum‘, mit cremeweißer Panaschierung auf den Blättern, wurde von der Royal Horticultural Society mit dem Award of Garden Merit ausgezeichnet.

Jasminum officinale enthält Alkaloide, Cumarine, Flavonoide, Gerbstoffe, Terpenoide, Glykoside, Emodin, Leucoanthocyanine, Steroide, Anthocyane, Phlobatinine, ätherisches Öl und Saponine.

Titelbild: Vengolis – Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0

Quellen: La Presse, Wikipedia DE, Wikipedia EN