Der Berberlöwe – Ausgestorben in Tunesien
In historischer Zeit lebten im gesamten nordafrikanischen Raum drei größere Katzenarten, aus der Familie der Großkatzen: Namentlich der Berberlöwe, auch genannt Atlaslöwe, Amazigh-Löwe oder Nubischer Löwe (Panthera leo leo), der Atlasleopard (Panthera pardus), sowie der nordafrikanische Gepard aus der Familie der Kleinkatzen (Acinonyx jubatus).
Der Berberlöwe wird nach genetischen Untersuchungen im Jahre 2006 als eine bestätigte Unterart des Löwen angesehen, die heute gänzlich ausgestorben ist. Der Berberlöwe war die größte Unterart des Löwen, männliche Tiere konnten ein Gewicht von 181-295 kg, Weibchen von 120-181 kg erreichen. Durch die besonders starke, dunkle, bis über die Schultern reichende und zum Bauch herunterhängende Mähne hatte der Berberlöwe ein einzigartiges Merkmal.
Lebensraum des Berberlöwen war einst der gesamte Norden des afrikanischen Kontinents nördlich der Sahara, von Ägypten (Sinai-Halbinsel) über Tripolitanien (Libyen), Tunesien und Algerien war er bis hin nach Marokko zu finden. Durch extensive Bejagung durch die Römer in ihren afrikanischen Provinzen zur Durchführung von Arenakämpfen, der Entwicklung von Feuerwaffen und einer massiven Ausrottungspolitik war der Berberlöwe schon zu Beginn des 18. Jahrhunderts weitestgehend aus dem Nordosten Afrikas verschwunden. Bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts hatten auch die Bestände im Nordwesten stark abgenommen.
Durch seine robuste Art, die es dem Berberlöwen möglich machten, auch in kalter Umgebung zu überleben, war er das bevorzugte Objekt für Tierfänger, die diese stolzen Tiere an die europäischen Zoos verkauften. Im 20. Jahrhundert war es dann soweit, 1922 wurde der letzte Berberlöwe in Tunesien geschossen, dass allerletzte Exemplar seiner Art wurde 1943 in Marokko erlegt.
In Gefangenschaft haben die Berberlöwen zumindest teilweise überlebt. 1970 übergab der marokkanische König Hassan II. dem Zoo von Rabat eine Herde mit Berberlöwen, die das Königshaus vom Volk der Berber als Treuegabe erhalten hatte. 52 der Tiere und deren Nachkommen lebten im Jahr 1998 noch in 13 Tierparks in Europa und im Zoo von Rabat. Da aber im Laufe der Jahre Einkreuzungen mit anderen Löwenunterarten stattfanden, werden die heute noch lebenden Nachkommen nicht mehr reinblütig sein.
Seitdem gibt es keine reinen Amazigh Löwen mehr. Aber ein Teil ihres Genoms hat sich mit anderen Rassen vermischt. Wenn Sie einem Löwen mit schwarzer Mähne im Zoo begegnen, sollten Sie wissen, dass das Blut des Amazigh Löwen durch seine Adern fließt.
Im Zoo von Addis Abeba leben noch elf Katzen, die dem Anschein nach ebenfalls Berberlöwen sein könnten, sie stammen aus dem Nachlass des Kaisers Haile Selassie.
Der letzte nachweislich reinblütige Berberlöwe in Gefangenschaft lebte Ende des 19. Jahrhunderts im Zoo von London und hieß Sultan.
Quellen- und Bildnachweise: wikipedia.de, wikipedia.fr