Umwelt

Die Wasserversorgung Tunesiens – Produktion von Trinkwasser

Die Quellen der Trinkwassergewinnung unterscheiden sich von einer Region zur anderen unter Berücksichtigung der geographischen und klimatischen Eigenschaften. Sie hängen auch von der Entwicklung des Wasserbedarfs der jeweiligen Region ab.

Trinkwassergewinnung und Wasserversorgung für die Regionen

Großraum Tunis

Der Großraum Tunis bezieht sein Wasser hauptsächlich aus dem Medjerda-Cap Bon Kanal und aus den Talsperren der Dämme Kasseb und Beni Metir (Jendouba). Am westlichen Stadtrand von Tunis gibt es einen Komplex zur Behandlung und zur Speicherung des Wassers aus dem Kanal Medjerda-Kanal und dem Kasseb Damm, den Wasseraufbereitungskomplex Ghedir El Golla.
Das erzeugte und behandelte Wasser wird mit einer Rate von 5.400 Litern/Sekunde in verschiedene Wasserspeicher des Großraum Tunis gepumpt. Das in der Aufbereitungsanlage Fernana im Gouvernorat Jendouba erzeugte Wasser des Dammes Beni Metir wird mit einer Strömungsgeschwindigkeit von 300 Litern/Sekunde ebenfalls zugefügt.

Bizerte

Die Wasserversorgung für den Großraum Bizerté läuft über das Wassernetzwerk von Mateur und die Aufbereitungsstationen Joumine und Sejnane, deren Produktionskapazität bei über 1.500 Litern/Sekunde liegt.

Cap Bon, der Sahel und Sfax

Die Regionen des Cap Bon, des Sahel und Sfax sind an die Wasserversorgung Nord des Wassernetzes (Medjerda-Cap Bon) angeschlossen.  Zusätzlich werden der Sahel und Sfax von folgenden Wasserquellen versorgt:

  • Tiefenwasser (Grundwasser) aus der Region Kairouan
  • Tiefenwasser (Grundwasser) aus den Regionen Jelma, Sbeïtla und Hajeb Laâyoun
  • Sonstige lokale Ressourcen

Region Südosten

Diese Region umfasst die beiden Gouvernorate Medenine und Tataouine. Diese werden aus lokalen Ressourcen und Wasser aus den beiden Entsalzungsanlagen Djerba und Zarzis versorgt, deren Gesamtproduktionskapazität 30.000 Kubikmeter/Tag beträgt.

Gabes

Die Region Gabés (Gabes Métouia, El Hamma und Ouedhref) wird vor allem mit Wasser aus der im Jahr 1995 gebauten Entsalzungsanlage für Brackwasser Gabés mit einer täglichen Produktion von 34.000 Kubikmetern/Tag versorgt. Der Salzgehalt des erzeugten Wasser soll nicht über 1,5 Gramm pro Liter liegen.

Oberflächenwasser

Tunesien erhält durchschnittlich 230 Liter pro Quadratmeter Niederschläge im Jahr, das sind rund 36 Milliarden Kubikmeter an Wasser. Allerdings sind die Niederschläge nicht gleich über das Jahr und die Regionen verteilt. Während es im äußersten Nordwesten bis zu 1.500 Liter pro Quadratmeter im Jahr regnen kann, werden im Süden kaum die 100 Liter pro Jahr erreicht. Im Sommer kann es Monate geben, in denen überhaupt keine Niederschläge fallen.

Um die Regenfälle im Norden zu nutzen und um die Ressourcen zu erhöhen, wurde eine große Anzahl von Talsperren und Stauseen geschaffen, in denen das Wasser gesammelt wird.

Stauseen

In Tunesien gibt es über 30 Staudämme/Stauseen, die der Wasserversorgung dienen. Dazu kommen Dämme in Planung oder in Bau. Die Namen der aktuell in Betrieb befindlichen Staudämme wurden der Liste der ONAGRI entnommen, die in täglichen Berichten die Füllstände der Talsperren auflistet. Die weiteren Daten der folgenden Tabellen wurden der Karte der Staudämme der SEMIDE entnommen.

Die Stauseen sind in 3 Gruppen aufgeteilt: Der Gruppe Nord, der Gruppe Cap Bon und der Gruppe Zentrum. Sehen Sie hier die Auflistung der verschiedenen Stauseen:

Region Cap Bon

Staudamm/Talsperre
In Betrieb seit
Einzugsgebiet (km²)
Wassereinlauf/Jahr (Durchschnitt  (m3)
Max. Kapazität (m3)
Chiba
1963
64
5.235
6.300
Bezrik 1959 75 + 11 3.997 5.900
Masri 1968 40 + 13 2.347 5.780
Lebna 1986 189 21.645 24.700
El Hma 2002 123 4.712 12.100
El Abid 2002 54 4.479 10.000

Region Nord

Staudamm/Talsperre
In Betrieb seit
Einzugsgebiet (km²)
Wassereinlauf/Jahr (Durchschnitt  (m3)
Max. Kapazität (m3)
Mellegue 1954 10.300 117.250 147.540
Beni Métir 1954 103 41.187 57.630
Kasseb 1968 101 46.288 69.620
Barbara keine Angabe keine Angabe keine Angabe keine Angabe
Sidi Salem 1981 7.950 447.000 762.000
Bou Heurtma 1976 390 120.789 109.800
Joumine 1983 418 118.964 123.850
Ghezala 1984 48 9.324 10.730
Sejnane 1994 367 95.186 113.580
Zerga keine Angabe 59,7 17.102 keine Angabe
Sidi El Barrak 1999 875 168.500 225.340
Ziatine keine Angabe 400 30.481 keine Angabe
Gamgoun keine Angabe 35,500 8.213 keine Angabe
Siliana 1984 1040 49.433 61.500
Lakhmess 1966 127 10.959 7.220
Rmil 2002 232 11.523 4.000

Region Zentrum

Staudamm/Talsperre
In Betrieb seit
Einzugsgebiet (km²)
Wassereinlauf/Jahr (Durchschnitt  (m3)
Max. Kapazität (m3)
Bir M’Cherga 1971 1.263 32.985 45.800
Rmel 1999 675 18.194 22.000
Nebhana 1965 855 23.502 66.500
Sidi Saad 1981 8.950 131.543 115.520
El Haouareb 1989 1.120 30.312 37.000
Sficifa keine Angabe 173,650 7.984 keine Angabe
Sidi Aich 1997 1.642 24.713 88.000
El Brek 2002 293 11.000 16.000

Unterirdische Ressourcen

In Gebieten mit wenigen Niederschlägen muss man auf andere Quellen zurückgreifen, das Grundwasser. In Tunesien wird mit rund 3.500 Brunnen und Pumpstationen Tiefengrundwasser gefördert. Während im Norden aufgrund des vorhandenen Oberflächenwassers kaum Grundwasser gefördert wird, nimmt die Förderung nach Süden zu. Teilweise ist es regional die einzige Möglichkeit, an Trinkwasser zu kommen.

In manchen Regionen ist das Grundwasser stark salzig. Dann müssen zusätzlich zu den Punpstationen der Brunnen Entsalzungsstationen für Brackwasser installiert werden, die dem Grundwasser das Salz entziehen und es trinkbar machen.

Trinkwasser aus Meerwasser

Einige Städte und Inseln sind auf entsalztes Meerwasser angewiesen, da die Grundwasserressourcen aufgrund der Bevölkerungszahl nicht ausreichen. Das sind Kerkennah, Gabès, Zarzis, Djerba, Ben Guerdane, Mareth, Matmata, Kébili, Souk Lahad, Douz und Belkhir.

Station
In Betrieb seit
Wassermenge (m3/Tag)
Kerkennah 1983 3.300
Gabès 1995 34.000
Zarzis 1999 15.000
Djerba 2000 20.000
Djerba 2 (Ausbaustufe) 2007 5.000
Ben Guerdane 2013 1.800
Mareth 2015 5.000
Matmata 2015 4.000
Kébili 2015 6.000
Souk Lahad 2015 4.000
Douz 2015 4.000
Belkhir 2015 1.600

Quellenhinweise:
Sonede
Wikipedia
ONAGRI
SEMIDE

Foto: Archiv (Staudamm Rmel im Gouvernorat Zaghouan)