Menschliche Präsenz auf dem Gebiet des heutigen Tunesien
Menschliche Präsenz auf dem Gebiet des heutigen Tunesiens von der prähistorischen Vorzeit bis zur Gegenwart und wichtige Zeitpunkte in der tunesischen Geschichte, zusammengestellt vom Nationalen Institut für das Kulturerbe (Institut National du Patrimoine, INP)
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Prähistorisch
2,4 Millionen Jahre
Erste Spuren menschlicher Präsenz in Nordafrika
Mittleres Pleistozän ( Beginn vor etwa 781.000 Jahren – Ende vor etwa 127.000/ 126.000 Jahren mit dem Beginn des Jungpleistozäns)
Acheuléen-Kultur: Eine Kultur der Altsteinzeit, deren auffälliges Merkmal große abgeflachte, ovale oder zugespitzte, stets beidseitig bearbeitete Faustkeile sind, Prinzipelle Fundstellen in Tunesien sind in Sidi Zin nahe Kef (Auswahl von Fundstücken im Musée National du Bardo)
100.000 bis 40.000 vor heute
Mittel-/Spätsteinzeitliche (Atérien) Kultur von El Akarit (Gouvernorat Gabès, Südtunesien)
90.000 bis 70.000 vor heute
Spätsteinzeitliche (Atérien) Kultur von Nefta (Tozeur, Südtunesien)
14.000 bis 17.000 vor heute
Iberomaurusische Kultur von Bir Oum Ali (Kébili, Südtunesien. (Das Ibéromaurusien ist eine Kultur des Epipaläolithikums in Nordafrika, die als Nachfolgekultur des Atérien gilt. Es dauerte etwa von 17.000 bis 8.000 v. Chr. und ist etwa zeitgleich zum europäischen Magdalénien).
10.000 bis 7.000 vor heute
Capsien ist eine nordafrikanische epipaläolithische Kultur im Übergang von der Altsteinzeit zur Jungsteinzeit. Die Kultur bestand zwischen 9000 und 3000 v. Chr. Sie ist benannt nach dem antiken Ort Capsa, dem heutigen Gafsa in Tunesien. Die wichtigsten Fundorte sind; El Mekta (Gafsa), Bortal Fakher (Gafsa), Bir Khanfous (Gafsa) , Redeyef (Gafsa), Ain Métherchem (Kasserine), SHM-1 (Sousse)
6.000 bis 5.000 vor heute
Jungsteinzeit oder Neusteinzeit (Neolithikum): Die wichtigsten Fundstellen menschlicher Präsenz in Tunesien sind Doukanet el Khoutifa (Siliana, im Norden Tunesiens), Kef El Agab (Jendouba), Djebba (Béja), Redeyef (Gafsa)
Antike
1200 v. Chr.: Präsenz der Phönizier im westlichen Mittelmeerbecken
1101 v. Chr.: Gründung von Utica durch die Phönizier. Entwicklung des maghrebinischen Megalithismus: ursprüngliche megalithische Grabbauten sind u. a. in Ellès, Makthar, Mididi und Hammam Zouakra zu sehen. (Zentral- und Westtunesien)
814 v. Chr.: Phönizische Gründung von Karthago (Gründungslegende von Karthago – Elissa)
6./4. Jh. v. Chr.: Karthagische Expansion: das Punische Reich, punisches Gebiet in Nordafrika: die Maghreb-Küste und das nordöstliche Drittel von Tunesien
5. Jahrhundert v. Chr.: Die ältesten Inschriften in Libyen stammen aus dieser Zeit
4. Jahrhundert v. Chr.: Entstehung der numidischen und maurischen Königreiche
396 und 379 v. Chr.: Libysche Aufstände gegen Karthago
310 v. Chr.: Dougga, laut Diodorus von Sizilien eine „Stadt von schöner Pracht“.
3. Jahrhundert v. Chr.: Ausbreitung der punischen Zivilisation in Afrika; Entwicklung der punischen Sprache und Schrift und Übernahme des punischen Glaubens durch einen Teil der Bevölkerung: Entwicklung des Baal-Hamon-Kults: wichtigste Stätten: Karthago, Kerkouane, Sousse, Utica, Makthar, usw. Museen von Kerkouane, Karthago und dem Bardo
264-241 v. Chr.: Erster punischer Krieg zwischen Karthago und Rom
241 v. Chr.: Sicca, jetzt Le Kef, nimmt Söldner auf
241-237 v. Chr.: Aufstand der Söldner und Libyer
220-202 v. Chr.: Zweiter Krieg zwischen Karthago und Rom; Hannibal in Italien; Schlacht von Zama
220 v. Chr.: Gaia, Massinissas Vater ist König
202-148 v. Chr.: Massinissa, König des numidischen Reiches: Ausdehnung des numidischen Reiches (Massinissa war zunächst König der Massylier oder östlichen Numider und später König von ganz Numidien. Von 213 bis 206 v. Chr. war er mit Karthago im Bunde, paktierte dann jedoch mit den Römern. Er zählte am Ende zu den schärfsten Gegnern der Punier)
148-118 v. Chr.: Micipsa, König des numidischen Reiches: Friedenszeit; Museum von Chimtou (Micipsa war von 148 v. Chr. bis zu seinem Tod König der numidischen Massylier. Er wurde als ältester Sohn des Massinissa dessen Nachfolger, musste aber auf Druck des römischen Feldherrn Scipio Aemilianus seine Brüder Gulussa und Mastanabal an der Regierung beteiligen)
146 v. Chr.: Dritter Krieg zwischen Karthago und Rom: Zerstörung Karthagos und Gründung der ersten römischen Provinz in Afrika
138 v. Chr.: Bau des Massinissa-Tempels in Dougga, dessen Grundmauern noch westlich der Hauptstadt von Dougga zu sehen sind
130 v. Chr.: Bau des numidischen Denkmals in Chimtou, dessen Fassade restauriert und in das Museum von Chimtou integriert wurde
130 v. Chr.: Bau des Kbor Klib-Denkmals, das an der Straße von Siliana nach Sers im mittleren Westen Tunesiens zu sehen ist
118-105 v. Chr.: Jugurtha, König
112-105 v. Chr.: Der sogenannte Jugurthinische Krieg (Krieg zwischen Rom und Jugurtha)
105 – 80 v. Chr.: Gauda, König
46 v. Chr.: Ende des römischen Bürgerkriegs und Sieg von Julius Caesar in Afrika
27 v. Chr.: – 14 n. Chr. Octavian Augustus Kaiser
17 – 24 n.Chr.: Aufstand der Tacfarinas gegen Rom
24-42 n.Chr.: Das gesamte nutzbare Nordafrika steht unter römischer Herrschaft
Ende des 1. und 2. Jahrhundert: Höhepunkt der römischen Präsenz in Afrika: Romanisierung der afrikanischen Bevölkerung. Das Große Reich ist ein Höhepunkt der römischen Zivilisation in Afrika. Ausbreitung des Lateinischen als Sprache und als Schrift, Niedergang des Libyschen und des Punischen Reichs; Verbreitung der Bestandteile der römischen Zivilisation, zu sehen im Bardo-Museum, Sousse, Nabeul, usw.
193- 235 n. Chr.: Die Severer-Dynastie, afrikanische Kaiser; Entwicklung des römischen Städtebaus und Errichtung von Symbolen der römischen Zivilisation in afrikanischen Städten: Hauptstädte, Theater, Curiae, Bögen, Amphitheater; Bau zahlreicher Stätten wie El Jem, Sbeitla, Dougga, Tuburbo majus (Zaghouan), Gightis usw.
202 n. Chr.: Martyrium der Christinnen Perpetua und Felicitas im Amphitheater von Karthago (Perpetua und Felicitas (* um 181; † 7. März 203 in Karthago) gehören zu den ersten Märtyrinnen, deren Schicksal zuverlässig überliefert ist. Nach noch erhaltenen frühchristlichen Augenzeugenberichten wurden die vornehme Perpetua und ihre Sklavin Felicitas im Jahre 203 im römischen Karthago verhaftet und zum Tode verurteilt, weil sie sich auf die Taufe vorbereiteten und ihrem Glauben nicht abschwören wollten)
Mitte des 3. Jahrhunderts: Beginn des Niedergangs: Aufstände der Berberstämme und Rückzug der römischen territorialen Ausdehnung; Ausbreitung des Christentums und Vermehrung der Kultstätten sowohl in den Städten als auch auf dem Lande: wichtigste Stätten: Sbeitla, Haidra, Karthago, Tabarka
313 n. Chr.: Christentum Religion des römischen Staates
354-430 n.Chr.: Augustinus
429-533 n. Chr.: Vandalen in Afrika
533 bis Mitte des 6. Jahrhunderts: Byzantinisches Afrika: Festungen, Forts und byzantinische Befestigungsanlagen in ganz Tunesien: wichtige Stätten Haidra, Ksar Lemsa, Ain Tounga, Borj Hellal usw.
Islamische Zeit
670: Gründung von Kairouan
670-700: Widerstand der Berber gegen die muslimischen Armeen Koceila, La Kahina Berberkönigin (Dihya die Kāhina war eine Berberkönigin und eine religiöse und militärische Führerin, die den Widerstand der nordafrikanischen Ureinwohner gegen die Arabische Eroberung des Maghreb anführte)
711: Invasion muslimischer Heere aus Südspanien: Andalusien
8. Jahrhundert: Berber-Kharijismus
800: Aghlabiten-Dynastie; Entwicklung der Stadt Kairouan; (Museum der islamischen Zivilisation in Raqqada, Kairouan)
893: Auftreten des Schismas (Glaubensspaltung) in Afrika
910: Gründung der Fatimiden-Dynastie in Kairouan
916-921: Gründung von Mahdia; (Mahdia-Museum)
935-946: Aufstand der Kharijiten: Der Mann mit dem Esel
973: Errichtung der Fatimidenherrschaft in Kairo, Ägypten
973-984: Ziriden-Dynastie
1016-1017: Unterdrückung der Schiiten in Afrika
1050-1052: Hilalianische Invasion: Beschleunigung der Arabisierung
1159-1160: Die Almohaden, eine Dynastie aus Südmarokko, vertreiben die Normannen von der Küste, unterwerfen die Stämme und errichten ihre Macht.
1228-1236: Geburt der Hafsiden-Dynastie: Tunis Hauptstadt
1270-1370: Ein Jahrhundert der Krise
1370-1488: Höhepunkt der Macht der Hafsiden; Entwicklung der Medina von Tunis. Entwicklung von Marabutismus und Sufismus
1332-1406: Ibn Khaldun, der Vater der Soziologie (Walī ad-Dīn ʿAbd ar-Rahmān ibn Muhammad Ibn Chaldūn al-Hadramī war ein arabischer Historiker und Politiker. Ibn Chalduns Betrachtungsweise von gesellschaftlichen und sozialen Konflikten macht ihn zu einem der Vordenker einer soziologischen Denkweise)
1492: Rückeroberung Andalusiens durch die Christen; Vertreibung der Muslime; Andalusier in Nordafrika: Wichtigste Orte: Testour, Kalaat Landlous, Zaghouan, usw.
Osmanische Zeit
1553-1574: Aufbau der osmanischen Macht in Tunesien
1574-1705: Türkische Macht
1705: Gründung der Husseiniten-Dynastie
1705-1957: Die Husseiniten-Dynastie: Ein großer Teil der herausragenden Bauwerke der Medina von Tunis stammt aus dieser Zeit, insbesondere aus dem 17., 18. und 19. Jahrhundert
1856: Ahd El Aman: Erste tunesische Verfassung (Die bereits 1856 ins Auge gefasste Einführung der osmanischen Reformen des Tansimats kam erst unter britisch-französischem Druck nach der Sfez-Affäre im Sommer 1857 zustande. Die Ankunft eines französischen Geschwaders in Tunis zwang Mohammed Bey, am 10. September 1857 vor Mamelucken, Kaïden und ausländischen Konsuln den Fundamentalpakt (Ahd El Aman oder Sicherheitspakt) zu verkünden. Es handelte sich um eine Erklärung der Rechte der Untertanen des Bey und aller Bewohner seines Territoriums)
Moderne/Gegenwart
1881-1956: Französisches „Protektorat“: Entwicklung der Stadt Tunis: Entstehung der so genannten europäischen Stadt im Vergleich zur „arabischen“ Stadt: die Medina und ihre Vorstädte
20. März 1956: Unabhängigkeit von Tunesien
25. Juli 1957: Ausrufung der Republik. Kunst und Volkstraditionen im Wandel der Zeit: Museen von Kef, Gabes und Dar ben Abdallah in Tunis
14. Januar 2011: Die tunesische Revolution
Titelbild: Britische Forscher finden Hinweise auf einen 72.000 Jahre alten menschlichen Korridor durch Tunesien
Quelle: Menschliche Präsenz auf dem Gebiet des heutigen Tunesien (INP)