Der rote Rüsselkäfer – Bedrohung für die tunesischen Palmen
Der rote Rüsselkäfer, auch Palmrüssler genannt (Rhynchophorus ferrugineus) ist ein Käfer aus der Familie der Rüsselkäfer, Unterfamilie Dryophthorinae. Ursprünglich aus Asien stammend, verbreitete er sich in nur wenigen Jahren fast weltweit, unter anderem bedroht er im Mittelmeerraum sämtliche Bestände von Palmen. In Tunesien tritt der Käfer bisher nur im Norden und an den Küsten auf. Vertreter der Zivilgesellschaft in Kébili haben sich mobilisiert, um zu verhindern, dass der rote Rüsselkäfer sich in die Dattelerzeugungsgebiete im Süden Tunesiens ausbreitet. Dazu fordern sie die Einleitung eines nationalen Programms zur Bekämpfung des roten Rüsselkäfers in den nördlichen Gouvernoraten des Landes, in denen er bisher aufgetaucht ist.
Update vom 3 April 2021
Der rote Rüsselkäfer hat jetzt auch die Region Sfax erreicht, wo er auch datteltragende Palmen wie die Echte Dattelpalme (Phoenix dactylifera) und nicht nur Zierpalmen wie Phoenix Caniarensis und Phoenix Washingtonia befällt und zerstört. Sollte dieser Käfer die Oasen des Südens erreichen, wäre es um die Palmenhaine geschehen.
Merkmale
Rhynchophorus ferrugineus ist ein ca. 3,0 bis 3,5 Zentimeter langer Rüsselkäfer. Die Oberseite des Körpers einschließlich der Flügeldecken ist typischerweise überwiegend bräunlichrot gefärbt. Der größte Teil der Unterseite und die Beine sind schwarz, auch die Antennen sind schwarz, die Fühlerkeule aber wiederum rötlich. Auch der fast gerade, zylindrische Rüssel ist rötlich gefärbt. Die Art ist bekannt für ihre extrem variable Färbung und weist ausgeprägte Farbmorphen auf, die früher teilweise als eigene Arten angesehen worden waren. So gibt es Populationen, deren Tiere überwiegend schwarz gefärbt sind und die nur einen auffallenden, leuchtend roten Längsstreifen auf dem Halsschild tragen. Die häutigen Hinterflügel sind normal ausgebildet, die Käfer sind flugfähig und recht gute Flieger. Der Halsschild ist zylindrisch und auffallend langgestreckt.
Larven
Die Larven, die Sagowürmer genannt werden, haben einen cremefarbenen, prallen Körper mit feingezahnten Querrillen und einen kleinen, hartschaligen und kastanienbraunen Kopf. Bei näherer Betrachtung sind am Körper feine Härchen zu erkennen.
Verbreitung und Schadensverlauf
Der Käfer kommt ursprünglich aus Südostasien, wo er vor allem in Süßwassersümpfen lebte. Von dort verbreitete er sich durch den Mittleren Osten bis nach Marokko. Durch den Import von Palmen wurde er nach Algerien, Tunesien, Spanien, Italien, Griechenland, Frankreich und in nahezu alle anderen Mittelmeerländer sowie Portugal eingeschleppt. Der Befall ist in den frühen Stadien äußerlich nicht erkennbar. Sobald Symptome zu sehen sind, ist der Baum in der Regel bereits rettungslos verloren. Zum Ende eines Befalls sterben die Blattwedel ab, der vollkommen aufgebrauchte und zerstörte Wachstumskegel kann keine neuen Blätter mehr ausbilden. Eine Vielzahl verschiedener Palmenarten werden befallen, darunter auch die ökonomisch bedeutenden Kokospalmen, Sagopalmen, Echte Dattelpalmen und Silber-Dattelpalmen. Im Mittelmeerraum wird vor allem die als Zierbaum häufig angepflanzte Kanarische Dattelpalme befallen.
Auch auf den Mittelmeerinseln Mallorca und Ibiza wurde er nachgewiesen. Laut Angaben des Landes-Umweltamtes von Mallorca sind mit Stand 5. November 2016 4% der Palmen auf Mallorca von dem Schädling befallen. Das entspricht rund 11.700 Palmen. Als der Palmrüssler erstmals 2006 entdeckt wurde, waren nur die Kanarische Dattelpalme und die echte Dattelpalme befallen. Inzwischen werden auch die Fächerpalme die Zwergpalme und sogar schon Palmlilien von dem Käfer befallen.
Obwohl die Art aus den tropischen Breiten stammt, überlebt sie die Winter in gemäßigteren Breiten problemlos und kann daher überall vorkommen, wo Palmen wachsen. Die Neuinfektion erfolgt durch fliegende Käfer. Die Fernverbreitung über Länder und Kontinente hinweg erfolgte allerdings durch den Versand infizierter Palmen aus Baumschulen.
Titelbild: Käfer von Didier Descouens – Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0, Link | Palme von Küchenkraut – Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, Link