Bildung

Educaro: Düsseldorfer Start-up betreibt fünf Sprachschulen in Tunesien

Als der Düsseldorfer Christian Sassin in Tunesien ein Praktikum in einer Sprachschule absolvierte, fiel ihm auf, dass lokale Agenturen von Eltern und Studenten im Voraus hohe Gebühren für ein Studium in Deutschland verlangen, die Studenten aber dann sich selbst überlassen werden. Sassin entwickelte  die Geschäftsidee, den Studenten einen lückenlosen Bildungsweg von der Vorbereitung des Studiums  bis zum Job in Deutschland auszuarbeiten und gründete das Unternehmen Educaro, dass mittlerweile unter anderen fünf Sprachschulen in Tunesien (Tunis, Nabeul, Sousse, Sfax) betreibt.

Während andere Studierende im Auslandssemester am liebsten zum Surfbrett greifen, zog es den Düsseldorfer Christian Sassin nach Tunesien, wo er in einer Sprachschule ein Praktikum absolvierte. Dort fiel ihm auf: „Lokale Agenturen verlangen von Eltern und Studenten im Voraus hohe Gebühren für ein Studium in Deutschland, bereiten sie aber sprachlich wie kulturell überhaupt nicht richtig auf die Anforderungen in Deutschland vor, wo sie dann sich selbst überlassen werden.“ Die Studenten fragten Christian, wie man ein Visum bekommen und sich an Unis in Deutschland bewerben könne. Er half, wo er konnte und beriet seine Kommilitonen gratis weiter in den sozialen Medien, als er schon längst wieder in Deutschland war.

Aus dem Bedarf nach qualifiziertem Deutschunterricht und guter Beratung vor Ort entwickelte Christian Sassin die Geschäftsidee, den Studenten einen lückenlosen Bildungsweg von der Vorbereitung über das Studium bis anschließend zum Job in Deutschland auszuarbeiten und gründete noch während seines Bachelorstudiums im Jahr 2014 das Unternehmen Educaro.

Gleichzeitig schrieb er sich für einen Masterstudiengang in BWL ein. Bei einem Bier und einer Bratwurst lernte er Leon Schneider in der Einführungswoche an der Universität kennen und holte ihn mit ins Boot. Seitdem sind die beiden unzertrennlich. Sie schrieben ihre Masterarbeit zusammen und eröffneten im März 2016 ihre erste Sprachschule unter eigenem Namen in Tunis – mit 5.000 Euro Startkapital.

Dann ging es Schlag auf Schlag. Heute hat das Start-up fünf Sprachschulen in Tunesien (Tunis, Nabeul, Sousse, Sfax), zwei in Istanbul und eine in Mexico City. Aktuell geht eine dritte Schule in Indien an den Start. Bis zu 600 Sprachschüler im Monat und 85 Mitarbeiter hat das Unternehmen weltweit, sechs weitere arbeiten in Düsseldorf. Deutscher Firmensitz ist das GAP 15 (GAP = Graf-Adolf-Platz) in der Stadtmitte. Ihre Kunden sind Studierende in MINT-Fächern, aber auch ausgebildete IT-ler, Ingenieure und insbesondere Pflegekräfte. In diesem März haben sich beide selber erstmals ein Gehalt ausgezahlt. „Ein tolles Gefühl“, schwärmt Schneider.

Was macht Educaro?

Das Unternehmen berät Interessenten und wählt geeignete Studienbewerber oder Fachkräfte auf der Basis von Noten und Qualifikationen in ihrem Heimatland aus. Damit sie aber auch erfolgreich in Deutschland Fuß fassen, müssen sie sprachlich wie kulturell gut vorbereitet werden und sich in der Fremde wohlfühlen. Deshalb findet das Educaro-Team auch heraus, ob der Ausreisewillige z. B. eher in einer Groß- oder Kleinstadt leben möchte, und erstellt genaue Bewerberprofile bzw. individuelle Karrierepläne. Das Qualifizierungs- und Servicepaket reicht von Deutschkursen in den modern eingerichteten Educaro-Schulen im Heimatland, über die Unterstützung beim Visaantrag bis zur vollständigen Eingliederung in die deutsche Gesellschaft am Studien- oder Arbeitsplatz – ein Dienstleistungsangebot aus einer Hand, mit dem die beiden Gründer derzeit ein Alleinstellungsmerkmal am Markt haben: Wo andere Anbieter sich üblicherweise jeweils nur auf einen Teil des Weges nach Deutschland konzentrieren und möglichst viele Bewerber mit ihren Versprechungen anlocken wollen, übernimmt Educaro Verantwortung für den gesamten Prozess bis zu seinem erfolgreichen Abschluss. „Das ist ein Gebot der Fairness gegenüber den Bewerbern“ findet Christian Sassin. Der hohe Anspruch setzt allerdings vielfältige Kompetenzen voraus: „Schaffen können wir das nur mit starken Partnern“, erklärt Leon Schneider.

Während die beiden Jungmanager sich auf die betriebswirtschaftliche Seite konzentrieren, im Ausland neu gründen und innovative Prozesse entwickeln, haben sie mit dem Düsseldorfer Institut für Internationale Kommunikation (IIK) einen international renommierten Experten für die Sprachvermittlung und die Integration in Deutschland gewonnen. So drücken z. B. derzeit in den IIK-Räumen in Düsseldorf-Pempelfort 30 Studierende aus Tunesien die Schulbank. Sie bereiten sich auf ihre Aufnahmeprüfungen in Deutsch vor und stellen mit den IIK-Studienberatern die Bewerbungsunterlagen für ihre Wunschhochschulen zusammen. Zum NRW-Netzwerk von Educaro gehören aber auch weitere Institutionen wie Ämter, Ausbildungsbetriebe oder Krankenhäuser. Die Fachkräfte, die später bei ihnen arbeiten werden, bereiten sich gerade in ausgewählten Ländern in Südamerika, Südosteuropa, in der Türkei oder in Asien auf die späteren Wechsel nach Deutschland vor.

Seit 2017 gibt es zwei Investoren, die bewusst aus dem langfristig orientierten Business Angel Umfeld ausgewählt wurden. Gegen Venture-Capital-Geber haben sich die beiden Gründer bei ihrer Kernfirma Educaro generell entschieden: „Meiner Meinung lohnt es sich nicht, die Werte eines Unternehmens und die eigene Identität für das schnelle Geld zu verkaufen“, ist Sassin überzeugt.

Ihr Traum? „Wir möchten gerne Stipendien an Top-Leute geben, die nach fünf Jahren in ihre Länder zurückkehren. Denn die Leute, die die Welt verändern, kommen selten aus wohlhabenden Kreisen.“

Titelbild: Screenshot Webseite

Quelle: Educaro