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Medusa Glasfaserkabel kommt in Bizerté an

Eine riesige Glasfaserschlange breitet sich nach und nach unter dem Mittelmeer aus. Das internationale Großprojekt mit dem Namen Medusa Submarine Cable System hat zum Ziel, Südeuropa und Nordafrika mit einem mehr als 8.700 Kilometer langen Unterwasserkabel zu verbinden. Zu den strategischen Anlandepunkten gehört Bizerté in Tunesien, der nördlichste Punkt Afrikas, der zu einem neuen regionalen digitalen Knotenpunkt werden soll.

Das Medusa-Kabel soll die digitale Konnektivität zwischen den Kontinenten verbessern und zielt darauf ab, die Latenz zu reduzieren, die Übertragungskapazität zu erhöhen und die Ausfallsicherheit der Internetnetze zwischen acht Ländern zu verbessern: Marokko, Algerien, Tunesien, Libyen, Ägypten, Spanien, Frankreich, Italien, Griechenland und Zypern. Die Ringarchitektur gewährleistet eine Redundanz des Datenverkehrs: Bei einem Ausfall eines Zweigs können die Daten über die andere Seite des Kreislaufs umgeleitet werden, wodurch die für Betreiber und große digitale Plattformen unverzichtbare Kontinuität des Dienstes gewährleistet ist.

In Tunesien wird das Kabel in Bizerté an Land gehen. Diese Entscheidung ist keineswegs unbedeutend, denn sie verschafft der Stadt einen Platz auf der Landkarte des großen Datenaustauschs im Mittelmeerraum. Für Tunisie Telecom und Orange Tunisie, die lokalen Partner des Konsortiums, stellt diese Infrastruktur eine große Chance dar: Sie ermöglicht eine Erhöhung der internationalen Bandbreite, eine Senkung der Zugangskosten und fördert die Entstehung einer wettbewerbsfähigen digitalen Wirtschaft.

Medusa Plan
Verbesserung der Widerstandsfähigkeit der Internetnetze zwischen acht Ländern: Marokko, Algerien, Tunesien, Libyen, Ägypten, Spanien, Frankreich, Italien, Griechenland und Zypern.

Beeindruckende Zahlen
Langfristig könnte das Projekt die Entwicklung von Cloud Computing, Rechenzentren und technologischen Dienstleistungen mit hohem Mehrwert vorantreiben und den Weg für eine nachhaltige digitale Transformation ebnen.

Technisch gesehen ist Medusa eines der leistungsstärksten Kabel in der Region. Seine anfängliche Kapazität beträgt mehr als 20 Terabit pro Sekunde (Tbps) pro Glasfaserpaar, mit einem erheblichen Entwicklungspotenzial. Es umfasst 24 Glasfaserpaare und verfügt über optische Repeater zur Verstärkung des Signals über große Entfernungen.

Diese technologische Meisterleistung ist das Ergebnis des Know-hows des französischen Herstellers Alcatel Submarine Networks (ASN), einer Tochtergesellschaft des Nokia-Konzerns, der für die Herstellung und Verlegung des Kabels verantwortlich ist.

Das vor mehreren Jahren angekündigte Projekt trat 2023 in die Bauphase ein. Die kommerzielle Inbetriebnahme ist für Ende 2025 geplant. Die Gesamtinvestition beläuft sich auf rund 400 Millionen Dollar und wird von einem internationalen Konsortium aus Telekommunikationsbetreibern sowie öffentlichen und privaten Akteuren aus den beteiligten Ländern finanziert.

Die Trasse wird mehrere große Häfen im Mittelmeerraum bedienen: Barcelona, Marseille, Genua, Algier, Tripolis, Alexandria, Korfu, Yeroskipos (Zypern) und Nador (Marokko), zusätzlich zum tunesischen Punkt.

Eine strategische Herausforderung für die Region
Über die technischen Aspekte hinaus ist Medusa von großer geopolitischer und wirtschaftlicher Bedeutung. Es diversifiziert die Datenwege, die sich derzeit weitgehend auf Ägypten und den Nahen Osten konzentrieren, und verringert die regionale Abhängigkeit von einigen wenigen digitalen Korridoren. Für Nordafrika ist dies ein entscheidender Schritt zur Verringerung der digitalen Kluft und zur Stärkung der wirtschaftlichen Integration mit Europa. Für Südeuropa bedeutet es einen schnelleren und zuverlässigeren Zugang zu den aufstrebenden Märkten Afrikas.

Beim Besuch von Kapitalis am Samstag, dem 1. November 2025, auf der Baustelle des Medusa-Seekabels in Bizerte konnten wir uns vom Fortschritt der Arbeiten auf tunesischer Seite überzeugen. Vor Ort erklärte sich Gérard Estanyol, Bauingenieur aus Katalonien und Verantwortlicher für den Küstenabschnitt des Projekts, bereit, einige technische Informationen zu dieser entscheidenden Phase mitzuteilen.

Ein hochpräzises Bauprojekt
Das Medusa-Kabel, das Tunesien mit mehreren Ländern des Mittelmeerraums verbinden wird, wird derzeit an der Küste von Bizerte-El Alia verlegt. Laut Herrn Estanyol wird das Kabel von der Cable Landing Station (CLS) in Bizerte mit einer Gleichspannung von 3.000 Volt versorgt. Diese Stromversorgung dient zur Versorgung der optischen Verstärker, die in regelmäßigen Abständen von 80 Kilometern installiert sind und für die Aufrechterhaltung der Signalstärke auf der gesamten Unterwasserstrecke unerlässlich sind.

In Küstennähe ist das Kabel in einer Entfernung von 200 bis 300 Metern vom Strand in einer Tiefe von 1 bis 2 Metern verlegt, je nach Beschaffenheit des Meeresbodens. In sandigen Gebieten beträgt die Verlegetiefe etwa 2 Meter, um einen besseren Schutz vor Erosion und Sandbewegungen zu gewährleisten. Das Kabel, das aus 24 Glasfaserpaaren besteht, wird durch ein System von 50 Zentimeter langen Gelenkröhren („articulated pipes“) zusätzlich mechanisch geschützt. Diese ineinander gesteckten Metallsegmente bilden eine flexible, aber widerstandsfähige Hülle, die das Kabel vor Stößen, Ankern oder maritimen Aktivitäten an der Küste schützt.

Sorgfältig geplante technische Zugangspunkte
Wartungs- oder Kontrollarbeiten werden über technische Kammern durchgeführt, die als Beach Man Holes (BMH) bezeichnet werden. Zwei dieser Strukturen wurden am Standort errichtet: eine etwa 200 Meter vor der Küste unter Wasser, die andere am Strand. Über diese Zugänge können Ingenieure die Kabelabschnitte bei Bedarf überwachen, reparieren oder austauschen, ohne das gesamte Netz zu stören.

Dieser Bauabschnitt ist ein wichtiger Meilenstein für die bevorstehende Inbetriebnahme des Medusa-Kabels, die vor Ende 2025 geplant ist. Das Projekt, das von einem internationalen Konsortium getragen wird und an dem Tunisie Télécom und Orange auf nationaler Ebene beteiligt sind, soll Bizerte zu einem strategischen digitalen Knotenpunkt zwischen Nordafrika und Europa machen.

Für Herrn Estanyol stellt dieses Projekt sowohl eine technische Herausforderung als auch einen Beitrag zu einem in der Region beispiellosen Projekt zur digitalen Integration dar. „Jeder verlegte Meter bringt die beiden Ufer des Mittelmeers ein Stück näher zusammen“, sagt der Ingenieur, der mit der Präzision der bisher geleisteten Arbeit zufrieden ist.

Über Orange Tunesien: Orange Tunesien, der erste konvergente Alternativbetreiber des Landes, beschäftigt mehr als 1.000 Mitarbeiter, die mehr als 4 Millionen Kunden im ganzen Land betreuen. Dank seines Know-hows und seiner technologischen Innovation hat Orange Tunesien das Ziel, der führende Anbieter in Tunesien zu werden und dabei ein ausgewogenes Wachstum zu erzielen, das für alle Beteiligten einen Mehrwert schafft. Im Rahmen dieser strategischen Vision eines gemeinsamen Wachstums hat Orange Tunesien beschlossen, einen verantwortungsvollen, menschlichen und vereinten Ansatz zu verfolgen, indem es Technologie und digitale Innovation einsetzt, um die sozioökonomische Entwicklung des Landes zu fördern.

Über Medusa: Medusa ist ein privater, unabhängiger und neutraler Betreiber von Unterseekabelinfrastrukturen im Mittelmeerraum mit Sitz in Dublin (Irland). Das Medusa-Unterseekabelsystem ist ein Unterwasser-Glasfasersystem, das das östliche und westliche Mittelmeer mit dem Atlantik verbindet, einen neuen Korridor von Asien zum Atlantik schafft und die Entwicklung der Informationsgesellschaft und ihrer Teilnehmer in der gesamten Region ermöglicht. Die digitale Konnektivität wird die Grundlage für die wirtschaftliche Entwicklung der Region bilden. Durch die direkte Verbindung zwischen Europa und Afrika wird Medusa dazu beitragen, die digitale Kluft zu überwinden.

Titelbild: Orange – Medusa Glasfaserkabel-Anlandung vor Bizerté

Quelle (Text): Kapitalis