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Stiftung PRO ASYL: Menschenrechtspreis 2020 für Watch the Med – Alarm Phone

In diesem Jahr hat die Stiftung PRO ASYL ihren Menschenrechtspreis an Marion Bayer (Hanau), Hela Kanakane (Tunis) und Hagen Kopp (Hanau) von Watch the Med – Alarm Phone verliehen. PRO ASYL würdigt damit den Einsatz gegen das Sterben im Mittelmeer und fordert einen europäischen Seenotrettungsdienst.

In einer Erklärung am Montag sagte die tunesische Aktivistin Hela Kanakane, dass die Vergabe dieses Preises, der am 12. September offiziell an das Netzwerk „Watch the med-Alarm phone“ verliehen wird, „die Krönung der Bemühungen der Organisation sei. Hela Kanakane, eine 26-jährige tunesische Studentin, ist seit der Organisation des Weltsozialforums 2015 in Tunis in der Zivilgesellschaft und in der Freiwilligenarbeit mit mehreren tunesischen Organisationen aktiv.

Seit mehr als fünf Jahren beantworten Mitglieder von Alarmphone Notrufe von Schutzsuchenden, die auf dem lebensgefährlichen Weg über das Mittelmeer nach Europa in Seenot geraten. Mit fast 3.200 Booten war das Alarm Phone bislang in Kontakt und versuchte in oft verzweifelten Situationen alles, um die Rettung der Menschen sicherzustellen.

Das Alarm Phone trotzt allen menschenverachtenden Versuchen, den Zugang zu Schutz in Europa zu blockieren und bleibt stets an der Seite der Schutzsuchenden. Mit der rund um die Uhr von Ehrenamtlichen in Europa und Nordafrika betriebenen Notruf-Hotline verteidigt Alarm Phone im Mittelmeer konsequent das Recht auf Leben.

Rufen Schutzsuchende das Alarm Phone an, werden zunächst die wichtigsten Daten abgefragt: Wo befindet sich das Boot? Wurde die Küstenwache informiert? Wie ist die Situation an Bord? Wie viele Frauen, Kinder, Kranke sind dabei? Das Alarm Phone gibt dann alle Informationen an die zuständige Küstenwache weiter. Im besten Fall kommt diese ihrer see- und menschenrechtlichen Verpflichtung nach und startet eine Rettungsaktion.

Allzu oft jedoch bleibt eine Rettung aus, immer öfter werden Menschen völkerrechtswidrig zurückgeschleppt. In diesen Fällen hält das Alarm Phone den Kontakt zu dem Boot aufrecht und stellt eine internationale Öffentlichkeit her, um Druck auf die zuständigen Behörden aufzubauen.

Die dramatischen Veränderungen in der europäischen Flüchtlingspolitik haben dabei direkte Auswirkungen auf die Arbeit von Alarm Phone. Die Lage im Mittelmeer und das Verhalten staatlicher Akteure haben sich seit Gründung von Alarm Phone im Jahr 2014 etwa durch den EU-Türkei-Deal oder die Aufrüstung libyscher Milizen immer wieder grundlegend geändert.

Obwohl die EU mit diesen skrupellosen Kooperationen das Ziel verfolgt, Schutzsuchende von Europa fernzuhalten, haben sie die Fluchtbewegungen nach Europa nicht beendet. Sie machen die Routen jedoch immer gefährlicher. Im Mittelmeer kamen seit 2014 nach offiziellen Zahlen 20.180 (Stand: 2. Juli 2020) Menschen im Mittelmeer ums Leben.

Das politische Umfeld, in dem das Alarm Phone operiert, könnte feindseliger kaum sein. Besonders die zivilen Seenotrettungsorganisationen sehen sich seit Jahren politischen Angriffen ausgesetzt und von Kriminalisierung bedroht.

Die Stiftung PRO ASYL unterstützt mit der Auszeichnung die Arbeit von Alarm Phone. Der Preis der Stiftung PRO ASYL ist mit 5.000 € dotiert. Aufgrund der aktuellen Einschränkungen für Veranstaltungen können wir derzeit noch keinen Ort und Zeit für die Preisverleihung bekannt geben.

Aktuelles

Die Seenotrettung im Mittelmeer steht auf der Tagesordnung des informellen Treffens der EU-Innenminister am 07. Juli – allerdings nur in Form eines Austauschs. Hauptziel sind »Fortschritte in den Bereichen Schleuserbekämpfung, Außengrenzschutz und Rückkehr«.

PRO ASYL fordert die EU-Staaten zum Handeln auf: »Seenotrettung ist eine grundlegende völkerrechtliche Pflicht. Wenn die EU Menschen auf See ertrinken lässt, verabschiedet sie sich von ihren Gründungswerten. Wir fordern eine staatliche, europäischen Seenotrettung«, so Günter Burkhardt, Vorstand der Stiftung PRO ASYL und Geschäftsführer von PRO ASYL.

Titelbild: Watch The Med – Alarmphone

Quelle: PRO-ASYL | Facebook